Herne. . Die Weihnachtsmärkte werden wieder viele Taschendiebe anlocken. Besonders Senioren sind oft leichte Opfer, warnt der Weisse Ring und gibt nützliche Verhaltenstipps. Die Polizei verzeichnet jedes Jahr Hunderte Fälle – und kann kaum einen davon aufklären.

Neben Fans von Glühwein und Eierpunsch freuen sich vor allem Taschendiebe auf die Weihnachtsmärkte, die in Kürze wieder die Innenstädte besiedeln. Dunkelheit und dichtes Gedränge sind optimale Bedingungen für Langfinger. Bis eine Tat auffällt, sind die Täter meist längst über alle Berge. Deshalb warnen Polizei und Weisser Ring jetzt zu Beginn der dunklen Jahreszeit eindringlich vor Taschendiebstahl und geben Tipps für richtiges Verhalten – denn die Chance, die Tat aufzuklären ist verschwindend gering.

Vor allem ältere Menschen sind für die Täter oft besonders leichte Opfer. Lothar Schulz, der unter anderem als Seniorensicherheitsberater beim Weissen Ring arbeitet, besuchte deshalb die Damen der Frauenhilfe der ev. Christuskirche. Ein Film der Bundespolizei zeigte, wie geschickt die Diebe vorgehen. „Sie agieren oft zu zweit und nutzen die Hilfsbereitschaft und Ahnungslosigkeit ihrer Opfer schamlos aus“, sagt Lothar Schulz.

Ein kleiner Rempler, eine kurze Ablenkung, ein schneller Griff in den Mantel oder die Handtasche – und schon ist die Geldbörse weg. Die Frauen reagieren erstaunt, entsetzt, erbost: „Das ist ja ganz dreist“, sagt die eine, „schon enorm, wie gerissen die vorgehen“, eine andere.

Reisende Tätergruppen erschweren Aufklärung

„Vor kurzem erst wurde einem Bekannten aus dem Tennisverein beim Umsteigen am Bahnhof die Brieftasche geklaut, als wir mit einer ganzen Gruppe unterwegs waren“, erzählt Schulz. Bahnhöfe sind beliebte Tatorte: groß, anonym, unübersichtlich, mit vielen Menschen, die schnell abgelenkt sind. „Überall wo das Gedränge groß ist, schlagen die Täter gerne zu“, so Schulz weiter und nennt die Cranger Kirmes oder eben die nahenden Weihnachtsmärkte, als typische Tatorte.

„Wenn es eng und dunkel ist, steigt die Gefahr“, bestätigt Polizeisprecherin Kristina Räß. Das Problem: „Wir haben es hier häufig mit reisenden Tätergruppen zu tun, die Aufklärung ist schwierig“, so Räß. Tätergruppen klappern also systematisch Weihnachtsmärkte ab. Gestern Dortmund, heute Herne, morgen Bochum. Die Polizei will deshalb vermehrt Streife laufen, auch in Zivil, und setze nun verstärkt auf landesweite Kampagnen und Zusammenarbeit der Polizeibehörden.

Nur gut fünf Prozent aller Fälle werden aufgeklärt

Für 2012 verzeichnet die Kriminalstatistik 342 Fälle von Taschendiebstahl in Herne – aufgeklärt wurden nur 5,56 Prozent. 2011 wurde mit 458 Fällen sogar der höchste Wert seit 2003 (468) verzeichnet.

In Wahrheit könnten die Zahlen sogar noch höher sein. Um einen Taschendiebstahl handele es sich per Definition nur, wenn auch die komplette Tasche geklaut wird, erklärt Polizeisprecherin Kristina Räß. Wird nur das Portemonnaie entwendet, handele es sich schlicht um Diebstahl.

Handtasche immer fest verschließen

Zum Schutz vor Taschendieben rät Lothar Schulz, Handtaschen immer mit dem Verschluss zur Innenseite zu tragen und fest zu verschließen. Bei Männern gehörten Portemonnaies in die Jackeninnentasche – auf keinen Fall in die Gesäßtasche. Kommen fremde Menschen zu nah, solle man schnell Abstand suchen.

Distanz sei auch beim Geldabheben wichtig, die Zifferneingabe mit einer Hand verdecken. Besondere Vorsicht gegenüber Fremden gelte zudem immer an der Haustür.