Herne. . Sie müssen selbst dafür sparen, aber sobald sie genug Geld zusammen haben, kauft das Ehepaar Freise davon Futter und verschenkt es für die Tiere Bedürftiger. In unregelmäßigen Abständen machen die Freises dann Halt in der Nähe der Ausgabestelle der Herner Tafel in Holsterhausen.

Allerlei Leckereien wandern in die Tüte: eine Packung Trockenfutter, drei Schälchen Feuchtfutter, ein Snackpaket. Der vollgepackte schwarze Kombi der Eheleute Freise leert sich langsam, aber stetig. Tiernahrung für Hunde, Katzen, Kaninchen und Vögel befindet sich im Kofferraum.

Annemarie (65) und Robert (62) Freise haben sich wenige Meter entfernt von der Lebensmittelausgabe der Herner Tafel in Holsterhausen positioniert. Dort verschenken sie das Futter an Menschen, die kaum genug Geld haben, um Lebensmittel für sich und ihre tierischen Gefährten zu kaufen. „Wir wollen keine Bescheide von irgendwelchen Behörden sehen“, sagt die Tierfreundin, „zu uns kann man einfach so kommen.“ Freises gehören keiner Hilfsorganisation an, sondern veranstalten ihre kleine Futterausgabe privat. „Wir sparen, bis wir genug zusammen haben“, sagt Annemarie. Dann kauft sie Tierfutter, schlägt zu, wenn es Angebote gibt.

Unterstützung auch von Freunden

Abends wandert das Kleingeld aus dem Portemonnaie in die Spendenkasse. Zudem näht sie Kleinigkeiten und verschenkt sie gegen Spenden. „Katzenpuppen und Katzenengel oder auch Nikokatzen zur Weihnachtszeit“, erzählt die Katzenliebhaberin. „Eine Freundin näht für mich Einkaufsbeutel. Nachbarn und Freunde geben auch gerne was dazu.“

Fast 600 Euro seien so zusammen gekommen, verrät Robert. „Wir versuchen, das zweimal im Jahr hinzukriegen“, sagt er. Zum fünften Mal führt das Ehepaar die Aktion bereits durch. „Früher haben wir immer einen Stand direkt an der Tafel aufgestellt. Nun dürfen wir das nicht mehr“, bedauert Annemarie. Sie und ihr Mann verstehen zwar nicht genau, warum die Tafel ihre Aktion nicht mehr duldet, lassen sich davon aber nicht abhalten. Die Wanne-Eickelerin weiß: „Die Leute verzichten lieber selbst, als ihre Vierbeiner hungern zu lassen.“ Es mache einfach Spaß, zu helfen und zu sehen, wie dankbar die Leute seien.

So dankbar wie zum Beispiel Günter (48) und Beate (53). „Dass solche Leute sich Zeit nehmen, um sowas für die Tiere zu machen, das sieht man selten“, freut sich Günter. Auch Mischlingshündin Gina ist zufrieden und macht sich schwanzwedelnd über die ersten Leckerchen her. Gerade erst mussten Günter und Beate Gina tierärztlich versorgen lassen, weil ein anderer Hund sie gebissen hatte. „Die 120 Euro für den Tierarzt mussten wir uns leihen“, erzählt Günter. Da komme die Futterspende gerade recht.

„Wir haben alle unsere Schicksale“, sagt ein anderer Mann, der dankbar Futter für seinen Hund entgegennimmt. Eine Frau, die gerne ein wenig Streu für ihre Katze hätte, fragt, wann Freises das nächste Mal kämen. „Wenn wir wieder genug gespart haben“, antwortet Annemarie. Sie versichert: „Aber wir sagen wieder rechtzeitig Bescheid.“

Tafel zu Gast auf städtischem Grundstück

In der Vergangenheit durfte das Ehepaar Freise seine Futterausgabe mit einem Stand vor der Herner Tafel in der Buschkampstraße in Holsterhausen durchführen. Das ist nun nicht mehr möglich.

Tafel-Sprecher Martin von Berswordt-Wallrabe begründet die Entscheidung der Tafel: Zum einen gehe es darum, den Grundgedanken der Tafel nicht zu verfälschen. Zum anderen beruft sich von Berswordt-Wallrabe darauf, dass das Tafel-Gelände der Stadt Herne gehöre.

„Die Tafel konzentriert sich auf die Ausgabe von Lebensmitteln für Menschen. Wir möchten uns auf unsere originäre Tafelarbeit beschränken“, sagt er.

Nicht überfordern

Zwar seien die Grundideen anderer Hilfsangebote nicht falsch und der Bedarf gegeben. Doch wolle man „die Situation am Buschkamp nicht überfordern“, indem man einen Punkt schaffe, an dem sich Hilfsdienstleistungen versammelten. „Auch wir sind auf dem Gelände der Stadt lediglich Gast“, stellt Martin von Berswordt-Wallrabe heraus.