Herne. . Die Kik-Stiftung „help and hope“, die in Herne einen Kindertreff finanziert, stößt bei Stadt, Politik und Verbänden auf Ablehnung. Der Jugendhilfeausschuss hat einstimmig beschlossen, die Stiftung nicht als Träger der freien Jugendhilfe anzuerkennen.

2010 hat die Stiftung „help and hope“ ihren Kindertreff an der Bismarckstraße in Baukau eröffnet. Jährlich mehr als 200 000 Euro lässt sich die sehr eng mit dem Textildiscounter Kik verbundene Stiftung ihre bundesweit einzige Betreuungseinrichtung kosten. Klingt nach einem Sechser im Lotto für eine arme Ruhrgebietsstadt, ist in der Praxis aber ein Ärgernis für Verwaltung und Politik. Die Stiftung öffne sich nicht, lasse Transparenz vermissen und sei ein reines PR-Instrument von Kik-Chef Stefan Heinig – das waren nur einige der Vorwürfe, die jetzt (erneut) im Jugendhilfeausschuss laut wurden.

Und so konnte es auch nicht überraschen, dass ein Antrag von help and hope im Ausschuss abgeschmettert worden ist. Die Stiftung wird nicht als Träger der freien Jugendhilfe anerkannt, so der einstimmige Beschluss. Hintergrund: Eine Anerkennung erhöht den Stellenwert eines Trägers und öffnet Türen, auch zu Fördermitteln.

Die Stadt hatte dem Ausschuss in einer Vorlage zwar die Anerkennung vorgeschlagen. Jugenddezernentin Gudrun Thierhoff lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass dies nur aus formalen Gründen erfolgt ist: „Es mangelt an Kooperation und Transparenz. Daran hat sich nichts geändert“, so die Dezernentin. Die Stadt sehe bei der Stiftung nicht die Bereitschaft, sich auf Augenhöhe in die Trägerlandschaft einzufügen, um gemeinsame Zielrichtungen zu entwickeln.

Pädagogische Bedenken

Das sieht auch Udo Sobieski (SPD) so: „Die Stiftung würde die Trägerstruktur stören.“ Und: Es gehe beim Treff darum, „Kinder zu verwahren“. Pädagogische Bedenken macht Friedhelm Libu­schewski (Stadtjugendring) geltend. Außerdem sehe man die große Gefahr, dass ein solch finanzstarker Partner andere Einrichtungen „platt macht“. „Das ist keine Stiftung, sondern eine Werbeagentur“, sagt Daniel Kleibömer (Linke). Ziel sei eine „Weißwäsche-Kampagne“, um von den Missständen bei Kik abzulenken. Hintergrund: Der Discounter sah sich mehrfach Vorwürfen ausgesetzt, seine Mitarbeiter auszubeuten sowie Textilien auch durch Kinderarbeit herstellen zu lassen.

Die Stiftung hatte bereits 2011 die Anerkennung als Träger der freien Jugendhilfe beantragt. Ein Beschluss wurde aufgrund der damaligen Turbulenzen vertagt. Wie berichtet, hatten Ex-Mitarbeiter und Mütter die Bedingungen in der Einrichtung kritisiert. Der Treff arbeitet von Beginn an mit der benachbarten Janosch-Förderschule zusammen. Von der Schulleitung war am Donnerstag keine Stellungnahme zu erhalten.

Gutachter bescheinigt Stiftung gute Arbeit

Einen Tag vor der Sitzung des Jugendhilfeausschusses hat die Kik-Stiftung eine Pressemitteilung verschickt. Überschrift: „Evaluationsgutachten des Rhein-Ruhr-Instituts bescheinigt Kidstreff der Stiftung help and hope gute Arbeit!“

Hintergrund: Die Stiftung hatte das an die Universität Duisburg/Essen angegliederte Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung (RISP) mit der Erstellung eines Gutachtens zu der Frage „Wie wirkt die Arbeit im Kidstreff in Herne?“ beauftragt. Befragt worden seien u.a. „Eltern, Lehrer von Förderschulen, das Landesjugendamt und die Mitarbeiter des Kidstreffs“, heißt es.

Diese Ergebnisse der Untersuchung übermittelte help and hope:
– Das Angebot stelle eine Betreuungsleistung oberhalb vergleichbarer Regelangebote dar.
– Die Mitarbeiterinnen seien gut ausgebildete Fachkräfte.
– Externe Gesprächspartner wie Lehrer und Eltern vermerkten durchweg positiv, dass der Kidstreff allein bei der Hausaufgabenbetreuung leiste, was Elternhäuser in der Regel nicht leisteten.

72 Kinder in zwei Jahren betreut

Etwa die Hälfte der in den vergangenen zwei Jahren betreuten 72 Kinder seien Schüler von Förderschulen, so das Institut. 46 Kinder besuchten die Einrichtung regelmäßig. Fazit von RISP-Geschäftsführer Joachim Liesenfeld: „Das Wohl der Kinder steht im Mittelpunkt, die Angebote fördern die kindliche Entwicklung sehr professionell.“

Stiftungs-Vorsitzende Sandra Heller erklärt (laut der Pressemitteilung), dass sich help and hope durch die Ergebnisse bestätigt sehe, dass „die Arbeit positiv wirkt“.

Die in Bönen ansässige Stiftung war bis Redaktionsschluss nicht erreichbar.