Herne. . In den Flottmann-Hallen stellte der Kabarettist aus Dortmund jetzt sein neues Solo „Von vorn“ vor. Eine Mixtur aus gereimter alltagstauglicher Lyrik und Spott, der manchmal böse ist, aus Nachdenklichkeit, genauer Beobachtung und Wortwitz - und Poesie ist auch dabei.
Der Mann auf der Bühne bringt die Wahrheit auf den Punkt, weiß er doch, was von ihm erwartet wird. Fritz Eckenga will den Besuchern bei Flottmann wenigstens den Abend „schönquatschen“, wenn ihr Tag schon schlimm war.
Vor kurzem feierte er mit seinem neuen Programm „Von vorn“ Premiere in Oberhausen, nun widmet er sich mit der stets doppelbödigen Fürsorge des Kabarettisten dem Publi-kum in Herne, „da bin ich ganz bei Ihnen.“ Aber nicht auf jene hinterhältige Weise, die sich in Talk-Shows etabliert hat, in denen diese abgenutzte Einschleim-Formel das Tor zu bösen Indiskretionen öffnet. Überall lauern Tod und Verderben, stellt Eckenga fest, aber nicht im voll besetzten Saal bei Flottmann, wenn er seinem Publikum das erhoffte Quantum Trost verabreicht: Eine Mixtur aus gereimter alltagstauglicher Lyrik und Spott, der manchmal böse ist, aus Nachdenklichkeit, genauer Beobachtung und Wortwitz - und Poesie ist auch dabei. Sein neues Programm ist (noch) nicht der große Wurf, es plätschert ein wenig über 120 Minuten dahin. Aber wenn Eckenga über sprachliche Kompetenz philosophiert und ihm ein Satz gelingt wie „Schreiben, wie man spricht, damit man lesen kann, wie man denkt“, dann entschädigt ein solcher Treffer für manche Länge.
Einmal wird er laut und schreit seinen Zorn in den Raum, denn verstümmeltes Werbungsdeutsch wie „Wir können Möbel“ tut ihm weh. Wer im Alltag genau hinhört, muss eben oft leiden. Die Botschaft „Wir lieben Lebensmittel“ kontert der 58-Jährige bissig: „Gibt es schon Standesämter, auf denen man tote Schweine heiraten kann?“
Einige richtig gute Szenen hat das Programm im zweiten Teil. Der Dia-log zweier Männer auf der Autobahnraststätte schlägt mühelos die Brücke vom banalen Alltag zur Philosophie des Absurden: Haben Fische eine Seele? Würde Jesus heute zur Speisung der Zehntausend Roastbeef nehmen? Und Eckengas Erzählung vom zauberhaften Oktober bürstet die Pilcher-getränkte Idylle so lustvoll gegen den Strich, dass das Zuhören ein Vergnügen ist.