Herne. . Ärzte, Krankenhäuser, Pflegedienste und andere Partner übernehmen in Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel die ambulante Versorgung von Patienten, die nicht mehr lange zu leben haben. Für die Betroffenen ist das kostenlos. Pflegedienste kritisieren eine nicht ausreichende Pauschale.

Anton Preissig ist unterwegs zu seiner ältesten Patientin. 102 Jahre ist sie alt und sie lebt im DRK-Pflegeheim an der Bergmannstraße in Röhlinghausen. Der Palliativmediziner betreut die demente Frau seit drei Wochen. „Das Heim hat mich angesprochen und der Hausarzt war einverstanden“, sagt er. Nun schaut er nach der Patientin, die zwar keine bösartige Erkrankung hat, der es aber zunehmend schlechter geht. „Ich gucke, dass sie keine Schmerzen hat, und gebe ihr etwas gegen die Angst und die Unruhe, ohne sie zu sedieren“, erklärt der Arzt.

In dem Heim ist man dankbar für die Unterstützung. Schwester Irene, Altenpflegerin mit langjähriger Erfahrung, erlebt wie ihre Kolleginnen immer wieder, wie die Lebensqualität der palliativ Versorgten steigt. Die Schwestern tun das Ihrige. „Wir wenden viele alternative Methoden an“, sagt sie. „Das wird dankbar angenommen.“ Sie hält viel von ätherischen Ölen, aber schon „ein Eiswürfel mit dem Lieblingsgetränk“ steigere das Wohlbefinden.

Für die Patienten kostenlos

Anspruch auf eine kostenlose Palliativversorgung haben Menschen, die nur noch Wochen bis Monate zu leben haben, wenn sie oder ihre Angehörigen es wünschen. Während Lukashospiz und die Palliativstation am Ev. Krankenhaus recht bekannt sind, hat die ambulante Alternative noch zu kämpfen. Mit dem Palliativarzt betreuen in „Palliativ Care“ ausgebildete Pfleger die Patienten in ihrem Umfeld. Die Caritas etwa hat im letzten Jahr 60 Menschen zu Hause palliativ versorgt.

Als katholischer Träger verstehe man das „als Auftrag“, sagt Geschäftsführer Ansgar Montag. Aber: „Wirtschaftlich ist Palliativ Care nicht zu betreiben.“ Denn gerade bei Palliativpatienten ist ein Dienst nach Stechuhr nicht denkbar. Erstattet werden aber von den Kassen nur 33 Euro pro Einsatz, unabhängig von dessen Länge. Mit Spenden und Kirchensteuermitteln gleicht die Caritas das Defizit aus.

Bindeglied zwischen Patient und Palliativnetzwerk sind Palliativkoordinatorin Heidi Drath und ihre Kollegin. „Wir besuchen die Patienten zu Hause und schauen, wie die Symptome und die Schmerzsituation sind“, sagt Drath. Dann bespricht sie den Fall mit Palliativarzt, Pflegedienst und Hausarzt. „Was ist für den Patienten gut?“ist für Preissig die zentrale Frage in der Palliativversorgung, die Kranke „aus einem anderen Blickwinkel“ betrachte. Manches Medikament wird danach überflüssig.

Diese neue Perspektive erleben auch die Angehörigen: Die Ängste, sagt Schwester Irene, weichen dem dankbaren Gefühl, den Sterbenden auf seinem letzten Weg doch noch unterstützen zu können.

Das Palliativ-Netzwerk für Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel besteht seit 2007.

In der Palliativversorgung engagierte Fachleute wie Ärzte, Kliniken, Pflegedienste und andere Partner haben sich im Netzwerk zusammengeschlossen.

Sie sind unter der Hotline
0800 / 900 91 91 und per Mail unter info@palliativ-netzwerk. de erreichbar.

Um die Patientenverfügung geht es bei einer Podiumsdiskussion des Netzwerks am Mittwoch, 9. Oktober, von 18 bis 20 Uhr im Wanne-Eickeler Kolpinghaus an der Kolpingstraße 23.

www.palliativ-netzwerk.de