Herne. . In Herne ist die Faire Woche 2013 gestartet. Der Koordinator Markus Heißler spricht im Interview über Erreichtes, über den Status Quo und über Ideen, die die Steuerungsgruppe Faire Stadt Herne noch im Köcher hat. Die Qualität fair gehandelter Produkte – auch Kleidung – könne sich sehen lassen.

Seit dem gestrigen Freitag läuft die Faire Woche 2013 in Herne – bis zum 29. September. Mit einer fairen Kaffeetafel, einer Saftverkostung, und einem Verkaufsstand des Weltladens startete die Aktionswoche an der Bahnhofstraße. WAZ-Mitarbeiter Tobias Mühlenschulte unterhielt sich mit dem Koordinator Markus Heißler (50).

Welche fairen Produkte haben Sie selbst zu Hause, Herr Heißler?

Markus Heißler: Wir haben immer Kaffee, Säfte, Tee, Bananen und Schokolade zu Hause. Wir kaufen nicht alles, was es an fairen Lebensmitteln gibt, aber wir versuchen es. Es muss auch nicht jedes Mal fairer Kaffee gekauft werden. Aber wer es sich leisten kann, sollte das tun. Ich kaufe auch regelmäßig faire Kleidung, zuletzt ein Hemd und eine Windjacke.

Fair Trade-Produkte sind aber doch teuer. . .

Viele fair gehandelte Produkte kosten mittlerweile genau so viel wie herkömmliche Marken-Artikel, teilweise sogar weniger, Kaffee-Pads etwa. Tee, Müsli und Orangensaft zum Beispiel sind als Fair-Variante so teuer wie Markenprodukte. No-Name-Produkte sind in der Regel aber günstiger, das muss man sagen.

Zur Person Markus Heißler

Der Koordinator und Leiter der Werkstatt Eine Welt ist 50 Jahre alt und wohnt in Duisburg-Neudorf. Der Familienvater hat einen 18-jährigen Sohn und eine 16-jährige Tochter.

Geboren wurde der Religionspädagoge und Politikwissenschaftler in Ludwigshafen. Vor seiner Tätigkeit in Herne, die er 2000 antrat, war er kaufmännischer Angestellter in einem Chemieunternehmen.

Seine Hobbys sind Wandern und Reisen mit dem Zug. Außerdem liest er gerne Krimis.

Sie haben vor einem halben Jahr bemängelt, dass die Stadt zu wenig für die Förderung des fairen Handels tue. Hat sich etwas geändert?

Unsere Steuerungsgruppe hat knapp 30 Vorschläge eingebracht und erste Schritte wurden gemacht. Unter anderem war der faire Handel Schwerpunkt beim Umwelttag im Mai. Und die Herne-Homepage ist jetzt auch mit der Fair Trade-Stadt Herne verlinkt. Wir hoffen, dass noch weitere Schritte gemacht werden.

Was wünschen Sie sich denn noch?

Auf der Cranger Kirmes oder bei Straßenfesten sollten faire Produkte angeboten werden. Aber nicht ausschließlich, wir wollen die Leute nicht bevormunden.

Glauben Sie, dass der faire Gedanke in Herne nach der Rezertifizierung für vier Jahre wieder einschläft?

Die Steuerungsgruppe ist sehr engagiert. Wir werden weiter Motor dieser Philosophie sein und haben noch viele Ideen. Castrop-Rauxel etwa hat Ortsschilder mit dem Zusatz „Fair Trade-Stadt“ versehen, das würde uns auch für Herne gefallen.

Wo sehen Sie den fairen Handel in zehn Jahren?

In Großbritannien und in der Schweiz gibt es bestimmte Produktbereiche, in denen ausschließlich fair gehandelte Artikel verkauft werden – Bananen und Kaffee etwa. Ich hoffe, da sind wir in zehn Jahren auch. Es sollte dann ganz selbstverständlich sein, dass wir faire Produkte nutzen.

Auf was freuen Sie sich am meisten während der Fairen Wochen?

Die Veranstaltung zu Südafrika (23.9.) wird eine spannende Geschichte. Auf den Kaffeetag am 27. freue ich mich auch besonders.

Wann ist Ihnen Fair Trade zum ersten Mal begegnet?

Ich bin schon als Jugendlicher auf das Thema gestoßen. In meiner alten Kirchengemeinde in Rheinland-Pfalz habe ich einen Laden für fair gehandelte Produkte mitgegründet. Die Palette war damals natürlich wesentlich kleiner als heute, Klassiker wie Kaffee und Tee gab es aber schon. Heute ist das Angebot nicht nur umfangreicher, auch die Zugänglichkeit für Verbraucher ist besser. Früher waren es wirklich nur Kirchenläden und Eine-Welt-Zentren, die solche Artikel im Sortiment hatten. Heute gibt es in Herne 40 Geschäfte, die fair gehandelte Produkte führen.

Gibt es faire Produkte, wo Sie sagen: Nein, danke, lieber das herkömmliche Produkt?

Auch fair gehandelte Produkte müssen Qualität haben. Aber das ist nicht immer der Fall. Ich erinnere mich an eine Cola, die hatte überhaupt keine Kohlensäure und schmeckte deshalb nicht. Auch zuletzt habe ich ein schreckliches Produkt gekauft, ich habe aber verdrängt, welches es war (lacht). Generell können faire Produkte heute aber qualitätsmäßig mithalten.