Herne. . Bewegung in Sachen Hertie-Haus: Die Stadt ergreift die Initiative und strebt eine Zwangsversteigerung des leer stehenden Gebäudes an. Die Eigentümerseite reagiert gelassen auf diesen Vorstoß.

In die festgefahrene Situation ums zunehmend verfallende Hertie-Haus gerät Bewegung: Die Stadt strebt wegen offener Forderungen an den insolventen Eigentümer bzw. die Banken eine Zwangsversteigerung des Gebäudes auf der Bahnhofstraße an. Ein Antrag auf Zwangsvollstreckung ist beim Amtsgericht gestellt worden.

Das sagte Stadtdirektor Hans Werner Klee der WAZ. Das Gericht habe einen Gutachter mit der Ermittlung des Verkehrswerts des Hertie-Hauses beauftragt. „Ich gehe davon aus, dass es bis Anfang nächsten Jahres einen Termin für eine Zwangsversteigerung geben wird.“ Im Falle eines „adäquaten Kaufpreises“ wäre es denkbar, dass eine Stadttochter die Immobilie erwirbt, um anschließend mit einem Investor ins Geschäft zu kommen.

Die „andere Seite“ reagiert gelassen auf die Kampfansage. Es sei das gute Recht der Stadt Herne, so zu handeln, sagt Sebastian Mogos-Lindemann von der CR Investment Management (Berlin), die seit 2012 mit der Vermarktung der Hertie-Häuser beauftragt ist. Aber: „Der Vorstoß hat keine Aussicht auf Erfolg, sondern erschwert nur die Suche nach einem Käufer.“

Zwei Interessenten für Herne

Fakt ist: Obwohl bereits mehrere betroffene „Hertie-Städte“ einen ähnlichen Versuch gestartet haben, ist es bisher in keinem Fall zu einer Zwangsversteigerung gekommen. Erst vor wenigen Wochen ist ein Verfahren in Bingen ausgesetzt worden, weil die Schulden des Eigentümers in Höhe von 169 000 Euro wenige Stunden vor der Versteigerung bei der Stadt beglichen worden sind. Auch Gladbeck strebt fürs Ex-Hertie-Gebäude eine Zwangsversteigerung an. Das dortige Amtsgericht hat einen Termin für den 26. September angesetzt. Verkehrswert: 4,5 Millionen Euro.

Ob Gladbeck, Bingen, Herne oder anderswo – „es wird nicht zu Zwangsversteigerungen kommen“, betont CR-Projektleiter Mogos-Lindemann. Man werde dies weiterhin zu verhindern wissen.

Fürs Herner Haus sei man zurzeit mit zwei „Interessenten“ im Gespräch, so der Immobilienmakler. Die Situation stelle sich aber als sehr problematisch da. Aufgrund der geringen Kaufkraft sei es schwierig, einen Nutzer für das gesamte Gebäude zu finden. „Was wir gehört haben, sind die Vorstellungen über den Kaufpreis viel zu hoch“, kontert Hans Werner Klee.

Wer auf Eigentümerseite nach der Insolvenz der britischen Gruppe Dawnay Day die Fäden zieht, ist selbst den Städten nicht klar. Die CR hat ihr Mandat von einem Londoner Kreditmanager erhalten.

FDP lobt die Stadt

Aus der FDP hat die Stadt für ihre Initiative Zustimmung erhalten. Nach Jahren des Stillstandes werde es höchste Zeit, so Ratsfraktions-Chef Thomas Bloch, das nicht nur optisch verwahrloste (denkmalgeschützte) Hertie-Haus „durch eine zeitgemäße neue Immobilie zu ersetzen“ und den Druck auf den Eigentümer zu erhöhen. Ein Ankauf über eine Stadttochter dürfe nur ein Zwischenschritt sein. Letztlich müsse der Weiterverkauf der Immobilie im Fokus stehen, so der Liberale.

An einigen ehemaligen Standorten ist man auch ohne Druck zum Abschluss gekommen. Zwölf von 32 Hertie-Häusern seien bisher veräußert worden, so CR Investment. Auch in Gelsenkirchen-Buer: Bürger und Mitglieder der Buer-Management Gesellschaft (ein Zusammenschluss örtlicher Immobilienbesitzer) haben das Gebäude gekauft, um darin einen Mix aus Dienstleistung, Handel und Wohnen unterzubringen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.