Herne. . ine Fahrt mit der Kutsche: Beim Reit- und Fahrverein St. Hubertus kann man den Fahrsport lernen. Der ist gar nicht so einfach, wie er aussieht. Anfänger müssen viel Theorie lernen

Felix weiß, wo es langgeht. Links, rechts, gerade aus, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Felix ist ein Pferd, ein 17-jähriger brauner Westfale, um genau zu sein. Beim Reit- und Fahrverein St. Hubertus in Holthausen zieht der Wallach regelmäßig Kutschen. Allerdings keine Planwagen, auf deren Bänken bierselige Fahrgäste Platz nehmen. Felix zieht Sportkutschen. Und wer will, kann den Fahrsport mit ihm erlernen. „Wir haben insgesamt etwa elf Pferde, die für das Fahren geeignet sind“, berichtet Maria Backs, Geschäftsführerin des Reit- und Fahrvereins St. Hubertus. Zwar stehe das Reiten noch immer höher im Kurs als das Fahren, vor allem bei den jungen Mädchen, doch immer wieder belegen Leute Lehrgänge auf dem Hof, um sich auf Prüfungen vorzubereiten, die für die Teilnahme an Turnieren erforderlich sind.

Theoretischer Hintergrund

Kutsche fahren sieht einfach aus. Der Fahrer sitzt, lässt die Leinen lang, schnalzt kurz mit der Zunge und schon trabt das Pferd brav los. So kennt man es zumindest aus dem Fernsehen. In Wirklichkeit ist es schon kompliziert, einfach nur geradeaus zu fahren. Zunächst gilt es, die Leinenhaltung zu lernen. „Auf Turnieren fahren wir nach der Methode von Benno von Achenbach“, sagt Maria Backs, während sie Felix durch die Feldwege in Holthausen lenkt. Achenbach war ein Fahrsportpionier, der Anfang des 20. Jahrhunderts eine Leinenhaltung entwickelte. Grundhaltung, Gebrauchshaltung, Dressurhaltung: Bevor man seine erste Fahrt durchs Gelände planen kann, ist eine Menge Theorie angesagt. Deshalb geht es mit Felix erstmal auf den Übungsplatz. Maria Backs zeigt fachkundig die Grundhaltung: Die linke Leine liegt zwischen Daumen und Zeigefinger, die rechte verläuft zwischen Mittel- und Ringfinger. Da kann man sich schon mal verheddern. Doch Felix stört das nicht: Trotz einiger ziemlich unklaren Kommandos weicht er souverän den Hindernissen aus. Auch ein mit Wasser gefülltes Planschbecken – für viele Pferde ein Grund zur Panik – interessiert Felix überhaupt nicht. „Wir brauchen natürlich Fahrpferde, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen“, sagt Maria Backs. „Felix ist sehr ausgeglichen“.

Das kann auch ihre Nichte Annika Sude bestätigen. Sie steht wie ihre Tante auf dem kleinen Tritt am hinteren Teil der Dressurkutsche und hilft hier und da mit der Peitsche aus. „Die Peitsche ersetzt den Schenkeldruck des Reiters“, erklärt sie.

Der rechte Fuß kann die Bremse bedienen, das Anhalten klappt gut, auch das Wenden, nur mit der geraden Linie, das will nicht so recht funktionieren. Es wirkt, als hätte Felix getrunken. Oder eben die Anfängerin, die versucht, ihn zu lenken. So wird die gerade Linie eher eine Schlangenlinie. „Mit ein bisschen Übung gelingt das schon“, sagt Maria Backs.