Masern gehören wie Mumps und Keuchhusten zu den vergleichsweise harmlosen Kinderkrankheiten. Doch nun gibt es Masernausbrüche in Berlin und Bayern mit Hunderten Infizierten. Was rät die Stadt? Die WAZ sprach darüber mit Stadtsprecher Christoph Hüsken.
Soll man sich gegen Masern impfen lassen?
Die zweimalige Masern-Impfung wird nicht nur vom Fachbereich Gesundheit der Stadt Herne und von der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut, sondern auch vom Bundesministerium und vom Gesundheitsministerium NRW empfohlen. Wer sich impfen lässt, schützt nicht nur sich, sondern auch andere Menschen, bei denen aufgrund einer Unverträglichkeit oder einer anderen Erkrankung keine Impfung möglich ist. Je mehr Menschen geschützt sind, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit der Weiterverbreitung der Masern oder gar eines Masernausbruchs.
Wie viele gemeldete Fälle von Masern gab es zuletzt in Herne?
Im Zeitraum von 2011 bis heute ist kein Masernfall gemeldet worden.
Wie steht es um den Impfstatus von Masern in Herne?
Die Schuleingangsuntersuchungen bieten die Möglichkeit, die Impfraten bei Schulanfängern zu untersuchen. In Herne sind die Impfraten vergleichsweise gut, aber immer noch nicht ausreichend für die Ausrottung der Masern. Von den Schulanfängern im Jahr 2010/2011 hatten 94 Prozent der Kinder, für die das Impfbuch vorgelegt wurde, beide Impfungen erhalten, im Jahr 2012/2013 war dies sogar bei 96 Prozent der Kinder der Fall. Da nicht alle Eltern das Impfbuch zur Schuleingangsuntersuchung mitbringen, obwohl darum ausdrücklich gebeten wird, kann es sein, dass die tatsächliche Impfquote etwas niedriger liegt.
Welches Risiko birgt die Impfung gegen Masern?
An der Einstichstelle kann es in den ersten Tagen nach der Impfung zu einer Rötung kommen. Sie kann auch etwas anschwellen, warm werden und brennen. Und: Durch die Impfung wird dem Körper eine Infektion vorgetäuscht. Daher kann es bei etwa einem von zehn geimpften Kindern nach etwa einer Woche zu Unwohlsein, Fieber und Kopfschmerzen kommen.
Selten können auch Fieberkrämpfe auftreten oder so genannte Impfmasern, also ein leichter Hautausschlag mit Fieber. Eine schwere allergische Reaktion tritt dagegen sehr selten auf, eine Gehirnentzündung nach einer Masernimpfung ist ebenfalls sehr selten.
Und was droht Kindern, die sich nicht impfen lassen?
Komplikationsrisiken sind etwa bakterielle Infektionen, eine Mittelohr- oder Lungenentzündung. Besonders gefürchtet ist eine Entzündung des Gehirns, die bei etwa 0,1 Prozent der Masernfälle auftritt. Eine weitere, besonders gefürchtete, allerdings sehr selten Spätkomplikation ist eine schleichende Gehirnentzündung, die nach zirka sechs bis acht Jahren auftreten kann.
Sind Impfschäden bekannt?
Nein. Dem Fachbereich Gesundheit sind keine Impfschäden im Zusammenhang mit einer Masernimpfung bekannt.
Wie schützt man Babys, die noch nicht geimpft werden können?
Säuglinge sind nach der Geburt für vier bis sechs Monate, teilweise auch bis zu einem Jahr durch Antikörper der Mutter geschützt, vorausgesetzt, diese ist geimpft worden oder hat eine Masernerkrankung durchgemacht. Für Neugeborene ungeimpfter Mütter ohne frühere Masernerkrankung besteht kein „Nestschutz“. Kinder können ab dem 11. Monat gemäß Impfkommission geimpft werden.
Was tun, wenn der Impfpass weg ist?
Zunächst sollte man Kontakt mit dem Hausarzt oder Kinderarzt aufnehmen, um abzuklären, ob dort Impfungen dokumentiert sind. Nur dokumentierte Impfungen gelten als durchgeführt. Dann kann durch den Haus- oder Kinderarzt ein neuer Impfpass ausgestellt werden. Wenn keine Informationen zu früheren Impfungen vorliegen, empfiehlt die Impfkommission, indizierte Impfungen durchführen zu lassen. Eine mögliche „Überimpfung“ mit einem gegebenenfalls etwas erhöhten Risiko für lokale Nebenwirkungen kann dabei in Kauf genommen werden.