Wanne-Eickel. . 120 000 Zuschauer säumten am Samstagmittag die 4,5 Kilometer lange Strecke von Eickel nach Crange, um den Kirmeszug zu verfolgen. Unmengen an „Wurfmaterial“ brachten die 3600 Aktiven an Mann, Frau und Kind. Der Zug war diesmal insgesamt sehr viel ansehnlicher als in den Vorjahren.

Wenn sich die Winke-Winke-Tribüne vor der Christuskirche mit lokalen Promis füllt, wenn Polizeiwagen und -motorrad langsam die Hauptstraße entlang fahren und Moderatorin Annette Teermann sich das Mikro schnappt und damit auf den Platz eilt, dann kann er nicht mehr weit entfernt sein, der Cranger Kirmesumzug. Und sie hätten es nicht besser antreffen können, die etwa 3600 Teilnehmer und geschätzten 120 000 Zuschauer. Nach dem Tropentag am Freitag nun leichter Wind, Wolken und Sonne im freundlichen Wechsel - heiter bis wolkig nennen die Wettermänner und -frauen das gerne.

Vier weiße Kaltblüter

Und dann kam er, der Zug, traditionell angeführt vom Warsteiner Brauereiwagen mit den vier weißen Kaltblütern im Geschirr, gefolgt vom Reiterfanfarenzug Höven. Für über zwei Stunden riss das Defilee dann nicht mehr ab, Fußgruppen, Festwagen, Musikkorps reihten sich aneinander. Da bestand die Gruppe manchmal nur aus ganz wenigen, und dann, vor allem bei den Sportvereinen aus zig-Teilnehmern. Insgesamt lässt sich feststellen: Der Zug präsentierte sich eindeutig ansehnlicher als in den Vorjahren, das Niveau hat angezogen. Selbst viele Firmen, die häufig ihre großen Wagen nur mit riesigen Werbeplanen behängt hatten, die rein gar nichts mit Crange und der Kirmes zu tun hatten, gaben sich Mühe, hatten die Außenverkleidungen gestalten lassen mit Motiven der Cranger Kirmes, von Wanne-Eickel und mit Fritz-Motiven .Andere ließen sich etwas Passendes zum eigenen Unternehmen einfallen. So beteiligte sich die Vincenz-Gruppe Ruhr zum ersten Mal am Kirmeszug und schickte ein Hochzeitspaar als Symbol für die Ehe mit dem Herner Marienhospital vorneweg, der Festwagen von Eckey und Partner fuhr ein aufgeschnittenes Auto spazieren, die Gäste vom Hannibalzentrum aus Bochum hatten einen Elefanten dabei, den sein Kollege Fritz freundlich begrüßte und die Fahrschule Deffner kutschierte gleich Hollywood nach Crange.

Kinderträume und flotte Damen

Herzstück des Zugs sind jedoch die vielen Vereine und Verbände und Gemeinschaften, die mit minimalen finanziellen Eigenmitteln, dafür aber mit um so größerem Engagement und viel Kreativität für den Zug etwas zaubern wie der Jugendtreff am Freibad, der seinen Wagen mit „Kinderträumen“ illustrierte, der Kegelclub „Die flotten Ladies“ mit seinen schön geschmückten Fahrrädern und die Awo mit ihrer Wohnstätte ließ bunte Ballons steigen. Zu bieten hatten auch die Sportvereine einiges, deren Vorbeizug Stadtsportbundchef Jürgen Cokelc einmal mehr fachkundig moderierte. So bauten die „Little Claws“ vom BTC Pyramiden, der RV Emscher und die DLRG hatten Boote im Schlepp, der SV Holsterhausen kam schottisch daher und die Spielvereinigung Röhlinghausen hatte in ihrem Bergmannswagen das Volkshaus und die Gesellschaft für Heimatkunde mit an Bord. Und dann gibt es natürlich noch die, die das alles noch toppen. . .
Doch ein Umzug ohne Musik - das wäre wie Kirmes ohne Zuckerwatte. Ob der Fanfarenzug Holsterhausen, die Spielleute Herne 08 und Herne-Süd, das Herner Bergmannsorchester, das Trommler-Korps, „Gut Klang“ oder die vielen Gastmusiker von Essen bis Bochum, Duisburg und sogar die hessischen Landesmeister aus Dorheim mit ihrem modernen Marching-Sound - sie alle sorgten für tolle Stimmung im und am Zug.

Schwierige Entscheidung für die Jury

Cranger Kirmes nach dem ersten Wochenende

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    Die Wanner Weiber schickten eine tolle, mit viel Liebe und Eigenleistung gebaute barocke Kutsche unter dem Motto „Wir barocken Crange“ zur Kirmes, die Reitsportgemeinschaft Herne-Börnig brachte „Liebesgrüße aus Wannedig“ und eine fantasievolle „Gondel der Liebe“ mit allem, was dazugehört, auf die Reise zum Platz am Kanal: Die Entscheidung war für die Jury mehr als schwierig. Letztlich legte die Gondel einen Hauch vor der Kutsche an, weil sie das Thema der Kirmes „Crange ist Liebe“ aufgriff: 1. Preis für die Reitsportgemeinschaft, 2. für die Wanner Weiber. Der 3. Platz ging wie im Vorjahr an den Wagen der Magdeburger Straße, bei dem die Nachbarn den Minizoo in Eickel liebevoll in Szene gesetzt hatten.

    Unangefochtener Spitzenreiter bei den Fußgruppen: Die Herner Turnvereinigung, die mit ihren silberblau glitzernden Mädels Wanne und den Mond noch näher zusammenbringen will. Mit einem Blick zurück gewann dagegen der TV Röhlinghausen den 2. Platz, der unter dem Motto „Es war einmal ... vor 130 Jahren“ an seine Vereinsgründung 1883 erinnerte und mit Märchenfiguren verzauberte. Der dritte Platz ging an die Showtanzgruppe Herne ’87 und ihre Walt-Disney-Figuren.

    Die Preise werden Montag, 5. August, ab 19 Uhr im Bayernzelt verliehen.