Herne.. Eigentlich ist die Herner Stein HT GmbH im Spezialtiefbau aktiv. Doch nun hat das Unternehmen ein Mini-Wasserkraftwerk entwickelt und zur Marktreife gebracht. Es kann zur dezentralen und umweltschonenden Energieversorgung einen kleinen Beitrag leisten.
Diese Idee ist so einfach, dass man sich die Frage stellen muss: Wieso ist da eigentlich nicht schon früher jemand drauf gekommen? Zumal diese Idee genau zum Ziel passt, Strom in Zukunft zum größten Teil aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Die Rede ist von einer Strömungs-Wasserkraftanlage. Das Herner Spezialbau-Unternehmen Stein HT hat so eine Anlage entwickelt. Inzwischen hat sie Marktreife erlangt.
Bis dahin war es ein langer Weg. Die ersten Schritte ging Ernst Budde, früher Technischer Direktor beim Bauunternehmen Heitkamp. Er war es Anfang der 2000er-Jahre, der diese simple Idee ausheckte. Auf der Suche nach Partnern kam er mit Wilfried Stein in Kontakt. Der griff sofort zu - auch in Form einer Patentanmeldung in Deutschland, Europa und zehn weiteren Ländern. Steins Engagement hat auch einen humanitären Hintergrund. Mit dieser Art von Anlage lassen sich Menschen in Entwicklungsländern mit Strom versorgen, die ansonsten von der Energieversorgung abgeschnitten sind.
Interesse von großen Konzernen
Denn die Funktionsweise der Anlage ist recht simpel. „Es ist, als ob man einen Fahrraddynamo ins Wasser hält“, zieht Projektleiter Wilhelm Will einen griffigen Vergleich. Bei der Strömungswasserkraft-Anlage dreht fließendes Wasser einen Propeller, der über eine Welle einen Generator antreibt und auf diese Weise Strom produziert. Und das - im Gegensatz zu Wind- und Sonnenkraft - 365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang. Schon bei geringen Fließgeschwindigkeiten liefere die Anlage Strom, erläutert Will.
Doch was simpel klingt, benötigt jahrelange Entwicklungsarbeit. Von 2004 bis 2007 forschte die MFS-Maschinenfabrik aus Wilhelmshaven (ein Stein-Tochterunternehmen) gemeinsam mit der TU München an der Anlage. Inzwischen ist der Prototyp in der Lenne im Märkischen Kreis im Einsatz. Dort machte sich in der vergangenen Woche NRW-Umweltminister Johannes Remmel ein Bild und zeigte sich beeindruckt. Inzwischen sind eine Vielzahl von Detailfragen geklärt, etwa: die Einhaltung aller europäischen und deutschen Gesetzesvorgaben - oder die Unbedenklichkeit der Anlage für Fische.
So steht das Mini-Kraftwerk nun an der Schwelle der Vermarktung. Ob man die Anlagen verkauft oder selbst betreibt, diese Frage sei noch offen, so Wilfried Stein. Die Amortisationszeit betrage nur fünfeinhalb Jahre, inzwischen seien große Konzerne aufmerksam geworden. „Die Anlage leistet nur einen kleinen Beitrag zur Stromversorgung, aber wenn wir die Ruhe bewahren, kann das was werden“, so Stein.