Herne. . Zehn Wanner Weiber und ein Kerl bereiten sich mit Hochdruck auf den Kirmesumzug vor. Diesmal wollen sie von einer prächtigen Kutsche aus Crange (ba)rocken
Sie könnten auch einen Elferrat bilden, die zehn Wanner Weiber und ihr einer Kerl. Aber mit Karneval haben sie es nicht so. Mit der Cranger Kirmes und dem -umzug dafür um so mehr. Seit 2002 machen sie sich jedes Jahr am ersten Kirmessamstag auf die 4,5 Kilometer lange Strecke vom St. Jörgen-Platz in Eickel zum Cranger Tor. Für ihre fantasievollen Wagen sind sie schon dreimal mit dem 1. Preis und einmal mit dem 3. ausgezeichnet worden. Die Krone haben sie auch jetzt im Blick - sogar auf ihrem Wagen.
Zusatztag eingelegt
Doch auch wenn ein Preis sie natürlich freut - viel wichtiger ist für die muntere Mädelstruppe der Spaß und das ganze Drumherum. Selbst wenn in den letzten Wochen vor dem Umzug schon mal leichte Panik ausbricht, ob alles auch noch rechtzeitig fertig wird. Wie jetzt zum Beispiel. Statt sich irgendwo am Kanal zu aalen, hocken fast alle Wanner Weiber bei tropischen Temperatur im Garten ihres einzigen Kerls im tiefen Röhlinghausen und vergolden eine Verzierung für ihren Wagen nach der anderen. „Wir sind etwas in Verzug“, sagt Andrea Heinrich. „Deshalb haben wir jetzt noch einen Zusatztag eingelegt.“
Von Hand und selbst gemacht
Nur einen Monat nach der Crange Kirmes setzen sich die zehn Weiber zusammen und beraten über ein Motto für den neuen Wagen - jedes Jahr ein anderes, jedes Jahr mit neu gestaltetem Wagen und entsprechenden Kostümen. „Und immer mit Bezug zu Wanne und zur Kirmes“, betont Andrea Heinrich. Diesmal (ba)rocken die Weiber Crange: Mit einem als Kutsche gestalteten Wagen in Rot mit goldenen Verzierungen, die sie aus Salzteig selbst hergestellt haben - eben jene, die sie jetzt noch mit Hochdruck vergolden. Kutsche, Aufbauten, Schriftzüge - alles von Hand gemacht. Nur die Kostüme haben sie diesmal nicht selbst genäht, sondern bei Ebay und Kostümbörsen ersteigert. Barockkleidung selbst anzufertigen, schied allein schon aus Zeitgründen aus.
Nicht alles, was sie mit so viel Kreativität, Einsatz und ganz viel Liebe angefertigt haben, landet nach dem Umzug im Müll. Es gibt mittlerweile ein kleines „Wanner Weiber Museum“, das bei Bedarf auch schon mal geplündert wird: So kommt die Krone, die Weiber ihrer Kutsche aufsetzen, zum zweiten Mal zum Einsatz, farblich ihrem neuen Einsatz natürlich angepasst.
Finanziert wird das alles durch die zehn Euro Mitgliedsbeitrag, die jedes Weib pro Monat zahlt, der Kerl, es ist übrigens Stefan Pinzer, ist kostenfrei dabei. Unterstützung bekommen sie auch von drei Sponsoren: Für die Zapfanlage auf dem Wagen, das Dixiklo und einen Teil des Wurfmaterials.