Herne. . Bei der Bundestagswahl am 22. September wird im Wahlkreis Herne/Bochum II für die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands erneut der Anwalt Peter Weispfenning an den Start gehen.

Peter Weispfenning tritt zum dritten Mal in Folge als Bundestagskandidat der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD) im Wahlkreis Herne/Bochum II an. Was den Holsterhauser vor allem von seinen Konkurrenten unterscheidet: Er will die Revolution und die Errichtung der Diktatur des Proletariats für den Aufbau des Sozialismus als Übergangsstadium zur klassenlosen kommunistischen Gesellschaft.

So steht es im Programm der MLPD, und so ähnlich vertritt es der wortgewandte Anwalt für Arbeitsrecht auch bei einem Kaffee auf der Terrasse des Café del Sol. Gemessen an den bisherigen Ergebnissen ist Weispfenning (45) dem Ziel nicht wirklich nahe gekommen: 268 Stimmen erhielt er 2005 (0,2 %), 1175 Stimmen 2009 (0,9 %). Der Anstieg vor vier Jahren dürfte vor allem darauf zurückzuführen sein, dass die Linke die Kandidatenanmeldung verpennt hatte.

Immerhin: Löste die MLPD mit ihrer Kapitalismuskritik einst die Aufforderung „dann geh’ doch nach drüben“ aus, so befinden sich Weispfenning & Co. mit der Ablehnung dieser Wirtschaftsordnung fast schon im Mainstream. Es habe sich etwas bewegt, sagt er mit Blick auf Weltwirtschaftskrise und Massenproteste. Allerdings: Bei anderen Parteien handele es sich um „eine weichgespülte Kapitalismuskritik“.

Mit „radikal linker Politik“ will die MLPD punkten und sich vor allem auf einzelne Zielgebiete konzentrieren. In Herne sieht Weis-pfenning vor allem in Holsterhausen, ein größeres Wählerpotenzial.

Eine Wählerinitiative mit rund 30 Aktiven hat er um sich geschart. Wie viele Mitglieder die MLPD in Herne hat, dazu will Weispfenning nichts sagen. Man müsse die internen Strukturen schützen, sagt er unter Verweis auf die Beobachtung durch den Verfassungsschutz. Deshalb rate man Mitgliedern auch ab, sozialen Netzwerken beizutreten.

Abschreckende Wirkung

Der Staat stuft die MLPD nach wie vor als „eindeutig verfassungsfeindlich“ ein. Weispfenning sieht dies gelassen: „Man macht heutzutage ja fast schon etwas falsch, wenn man nicht beobachtet wird.“ Andererseits würde die staatliche Beobachtung einige Menschen wohl auch abschrecken.

Noch abschreckender könnte die MLPD-Haltung zum totalitären Diktator Stalin sein. Man dürfe diesen nicht persönlich für alle damaligen Verbrechen verantwortlich machen, sagt Weispfenning. Außerdem werde „Schindluder mit den Zahlen“ getrieben. Es habe damals sicherlich „bürokratische Fehler“ gegeben. Wichtig sei aber: Stalin habe Vorbildliches beim Aufbau des Sozialismus geleistet.

Die drei ???

Warum haben Sie als Hintergrund für das Foto zum WAZ-Bericht die RAG-Zentrale auf der Shamrockstraße gewählt?

Peter Weispfenning: Die RAG ist ein gutes Beispiel für den gescheiterten Strukturwandel. Außerdem lehne ich die Schließung der Zechen zum Jahr 2018 ab. Hinzu kommt, dass wir hier vor dem Werkstor regelmäßig Bergarbeiter-Zeitungen verteilen.

Frustriert es Sie nicht, dass Sie als Direktkandidat bei Bundestagswahlen in Herne immer unter 1 Prozent gelandet sind?

Nein, das frustriert mich nicht. Es gibt nun mal eine Isolierung der MLPD, die durch die Herrschenden und die Medien gestützt wird.

Wem geben Sie Ihre Stimme, wenn die MLPD nicht auf dem Wahlzettel steht?

Das ist unterschiedlich: Entweder mache ich meine Stimme ungültig oder ich wähle eine Partei mit dem fortschrittlichsten linken Programm – so wie zuletzt bei der Landtagswahl die Linke.

Zur Person:

Peter Weispfenning (45) geboren in Aschaffenburg und aufgewachsen in Kassel.

Nach der Bundeswehr zog er fürs Jura-Studium nach Bochum, kurz darauf verschlug es ihn nach Holsterhausen. Dort lebt er auch heute noch mit seiner Lebensgefährtin, einer Krankenschwester.

Politisiert wurde er in der Friedensbewegung und der Eine-Welt-Arbeit. Seit 1984 gehört er der MLPD an: „Mir hat die konsequente Haltung der Partei gegenüber der Pershing-Stationierung imponiert.“ Weispfenning ist Mitglied des MLPD-Zentralkomitees.

Als Anwalt arbeitet er für die Kanzlei Meister und Partner, die in Gelsenkirchen ihre Kanzlei hat.

Weispfenning spielt Badminton, hat aber auch ein Faible für Fußball. „Seine“ Vereine: S04, E. Frankfurt und Hessen Kassel.