Herne. . Vor einem Jahr schloss die Waldschule die Pforten. Nach den Sommerferien will nun Markus Lülf eine Privatschule in der ehemaligen Grundschule eröffnen. Mit der WAZ sprach er über seine Pläne.
Während für Schüler und Lehrer am Freitag die schönste Zeit des Jahres begonnen hat, fängt die Arbeit für Markus Lülf erst so richtig an: Der 40-Jährige eröffnet nach den Sommerferien in der Constantiner Waldschule eine Privatschule. Auch wenn es nach dem aktuellen Stand zunächst „nur“ mit rund 20 Schülern an der Wiescherstraße los gehen soll, so ist in der seit einem Jahr leer stehenden ehemaligen Grundschule noch jede Menge zu tun.
„Sehr zufrieden“ sei er mit der bisherigen Nachfrage, erzählt der Inhaber des seit 1990 auf der Bahnhofstraße ansässigen Bildungsinstituts „studyarts“. „Ich habe noch nicht mal richtig Werbung machen können. Das läuft alles erst an.“ Das lange und zähe Ringen mit der Stadt um Kosten und Konditionen haben ihn etwas in Verzug gebracht. Das Verhandlungsergebnis für die Waldschule: ein dreijähriger Mietvertrag mit anschließender Kaufoption. „Ich werde definitiv kaufen. Alles andere macht keinen Sinn.“
Oberstufe und Mittelstufe
Bei Null beginnt der verheiratete Vater von zwei Kindern (5 und 6) nicht. Die Oberstufe existiert bereits unterm „studyarts“-Dach: Zwölf Schüler wechseln nach dem Sommer an die Wiescherstraße. Zudem werde in der denkmalgeschützten Waldschule nach den Ferien eine jahrgangsübergreifende Mittelstufe (8. und 9. Klasse) mit fünf bis sieben Schülern eingerichtet, so Lülf. Von der Bezirksregierung Arnsberg habe er grünes Licht für eine „Ergänzungsschule“ mit der Sekundarstufe I und II erhalten.
Kleine Lerneinheiten – das ist aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers ein großes Plus von Privatschulen: „Bei 25 Schülern ist eine individuelle Förderung nicht wirklich möglich.“ Auch in der Ausstattung will er sich unterscheiden: Mit interaktiven White-Boards und flexiblen Arbeitsplätzen plant er die zunächst drei Klassenräume.
Eine Konkurrenz zu den weiterführenden Herner Schulen sei seine Privatschule aber nicht. Seine Schüler kämen aus dem gesamten Ruhrgebiet – von Duisburg über Mülheim und Bochum bis Hattingen. „Nur etwa 30 Prozent stammt aus Herne“, betont Lülf. Das habe auch mit der sozialen Struktur der Stadt zu tun: „Es kann sich nun mal nicht jeder eine Privatschule leisten.“ Wer bei Lülf lernen will, zahlt monatlich 750 Euro. Damit liege er bei den Privatschulen „im Mittelfeld“.
Doch bis die solventen Privatschüler nach den Ferien den Unterricht in dem 1907 errichteten Gebäude aufnehmen können, bleibt noch einiges zu tun. Der Denkmalschutz sorgt zwar nicht für unüberwindbare Hindernisse beim Umbau, schränkt den Gestaltungsspielraum allerdings etwas ein. Warum er trotzdem die Waldschule ausgesucht hat? „Die Schule ist nicht zu groß. Und sie hat einfach Charme!“