Herne. . 38 Statistinnen und Statisten kamen zu den Dreharbeiten in den Herner Flottmann-Hallen, wo der Autor und Regisseur mit Matthias Heuser am Video „Ei-Phone“ arbeitete.
Das alte Wrack im Frack, schreibse, nä? Nein Willi, schreib ich nicht – wäre ja auch nicht wahr. Still sitzt Willi Thomczyk am Piano, im kleinen Theaterraum der Flottmannhallen. Der Mann mit den Locken zeigt sich heute in eher ungewohnter Pose: ruhig, melancholisch – und eben im edlen schwarzen Frack – den trägt er tatsächlich.
„Könnte mich sogar daran gewöhnen, fühlt sich gut an.“ Das sollte es auch, denn heiß ist es im Scheinwerferlicht auf der Bühne. Der ehemalige RTL-Camper produziert heute gemeinsam mit Matthias Heuser ein Kurzfilm-Video – gemeinsam mit 38 Statisten. Thema des dreieinhalbminütigen Streifens: Das Smartphone, oder wie der Film eben heißen wird: „Das Ei-Phone.“
„Nichts gegen das Telefon“
Denn dieses Medium scheint er gefressen zu haben. Nicht, dass Willi Thomczyk keines besäße, „wenn auch mit kaputter Scheibe“, wie er betont. „Ich habe ja gar nichts gegen das Telefon “, so der Künstler. Vielmehr gehe es ihm darum, in welcher Art und Weise die heutige Jugend damit umgehe. Seit Jahren beschäftige ihn die „digitale Sucht – die einzige, wo du nicht von wech kommst“, wie er sagt. Grund genug für den Vater eines Sohnes, das Thema instrumental vor der Kamera zu verarbeiten.
Für die einfachen Dinge
Und das geht so: Der Musiker sitzt am Klavier, allein auf der Bühne, spielt sein Stück, doch niemand hört zu, alle blicken stumm und stur auf ihre Smartphones und filmen. „Schaut schön trostlos drauf, ihr wisst ja, wie dat geht“, ruft er lachend seinen jungen Komparsen zu. Allein ein Mädchen soll am Ende des Stücks aufspringen und rufen: „Rettet die Funklöcher!“ Quasi als Lichtblick inmitten der sonst so desinteressierten Zuhörerer.
„Geh doch heute mal auf ein Konzert“, empört sich Willi Thomczyk. „Da stehen die doch alle nur noch so“, sagt er und streckt die Hand in die Luft. „Die Menschen begehren den Konsum mehr als jemals zuvor.“ Sie haben vergessen, dass es die „einfachen Dinge sind, die funktionieren.“ Was er zu den einfachen Dingen des Lebens zählt? „Mutter, Vater, Freundschaft und Demut — Fertig!“
Jede Zeit habe ihren Teufel — was er damit meint, sind wohl die Massenmedien, auf die er immer wieder schimpft, auf die Presse, die „nur glatt polierten Müll“ produziert.“ Ändern, das weiß er, kann er alleine die Situation nicht. „Aber mir gefällt es nicht, wie es jetzt ist.“ Und das möchte er eben zeigen: Mit seinem Kurzfilm, am Piano, im Frack.
Willi Thomczyk schrieb das Buch für den Kurzfilm „Ei-Phone“, er führt Regie, singt und spielt am Bechstein-Flügel.
Produziert wird der Film von Matthias Heuser, der an der Filmhochschule in Dortmund unter Grimmepreisträger Adolf Winkelmann lernte und nun mit seiner Filmproduktionsfirma „neuartig-Filmproduktion“ den Kurzfilm realisiert.
Als Plattform wünscht sich der Filmemacher eine Aufnahme ins Programm von Festivals wie den Oberhausener Kurzfilmtagen, dem Max-Ophüls Festival und anderen Kurzfilmtagen in Deutschland.