Herne. . Vor der Schleuse Herne-Ost liegt auch Familie Buhr fest. Ob die geladenen 1000 Tonnen Weizen noch in Ordnung sind, vermag der Schiffer nicht zu sagen. Pro Tag rechnet er mit 1000 Euro Verlust.
Hermann Buhr (71) aus Hamburg parkt mit seiner „Claudia“ in zweiter Reihe. Seit Dienstag liegt er wegen des Streiks der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung notgedrungen mit seinem Kahn vor der Schleuse Herne-Ost. Wie viele Kapitäne hier noch festsitzen, ist mit dem bloßen Auge nicht auszumachen. Es sind aber weit mehr als zehn. Auf dem gesamten Rhein-Herne-Kanal sollen es 90 Schiffe sein, hat Hermann Buhrs Frau gehört. Am Montag Morgen soll es erst weitergehen, munkelt man auf dem Nachbarschiff.
950 Tonnen Weizen für eine Mühle in Duisburg hat Hermann Buhr geladen. Die sollten am Dienstag gelöscht werden. Ewig ist das Getreide im Schiff nicht haltbar. „Noch ist der Weizen gut“, sagt der 71-Jährige und fügt etwas leiser hinzu: „Vermute ich mal.“ Wegen des Streiks mache er 1000 Euro Verlust pro Tag, größere Schiffe sogar bis zu 1500 Euro.
Noch nie einen Streik erlebt
Eigentlich müsste er in seinem Alter ja gar nicht mehr arbeiten, aber er kommt einfach nicht los von der Schifffahrt. Mit 14 Jahren hat der Hamburger Jung’ angefangen und ist seitdem auf dem Rhein-Herne-Kanal zu Hause. Er hat den Bergbau-Boom im Ruhrgebiet der 60er-Jahre miterlebt und erinnert sich an die Zeit, als die Schlote noch qualmten und „es nie richtig Tag wurde“. Eine ähnliche Situation wie diesen Streik hat er noch nie mitgemacht.
Zu den Verlusten kommen noch die Kanalgebühren, die von der Tonnage abhängen. Etwa ein Euro werden pro geladener Tonne fällig - täglich. Macht also noch mal knapp 1000 Euro für die Familie aus Hamburg. Ob die Kanalgebühren auch tatsächlich gezahlt werden müssen, sei aber noch nicht geklärt.
Das Trio aus Hamburg lag am Montag mit seiner „Claudia“ noch in Datteln und konnte sich dort mit Proviant abdecken. Weil sie in Herne in zweiter Reihe „parken“, können sie mit ihrem Auto nicht an Land. Das holländische Trio vom Schiff nebenan ist mit dem Pkw für drei Tage in die Heimat gefahren. Das Granulat, das es von Castrop-Rauxel nach Dordrecht schifft, kann zum Glück nicht verderben.