Herne. . Der Deutschen Annington, Deutschlands größte Wohnimmobiliengesellschaft, ist der Börsengang im zweiten Anlauf gelungen. Doch der Mieterverein Herne sieht den Börsengang sehr kritisch und befürchtet Nachteile für die Mieter.

Das Börsenparkett ist ziemlich glatt, doch die Deutsche Annington rutsche schon vorher aus. Erst im zweiten Anlauf gelang Deutschlands größtem Wohnimmobilienkonzern der Börsengang. Der kam bei Anlegern am ersten Tag gut an, doch der Mieterverein Herne sieht ihn sehr kritisch.

Tanja Falke, Sprecherin des Vereins, plagt die ungute Vermutung, dass das Unternehmen in Zukunft noch gewinnorientierter handeln wird als ohnehin schon. „Und das wird dann wohl kaum zu Gunsten der Mieter sein“, so Falke. Ein mögliches Szenario könnte so aussehen, dass Wohneinheiten an einen Finanzinvestor verkauft werden - der noch mehr Gewinn aus den Wohnungen schlagen will.

Potenzielle Konsequenz: Es fehle an Geld für notwendige Renovierungen und Reparaturen. Und wenn der Besitzer im Ausland sitze, hätten die Mieter Probleme, ihre Ansprüche geltend zu machen. „Das Recht auf Mietminderung hilft den Menschen auch nicht, wenn im Winter die Heizung nicht funktioniert.“ Falke skizziert damit durchaus keinen theoretischen Fall. Im vergangenen Winter habe es mehrere Mieter gegeben, die in kalten Wohnungen - allerdings nicht nur bei Annington - gesessen hätten. Auf Nachfrage hätten die örtlichen Ansprechpartner sogar zugegeben, dass für Reparaturen keine Finanzmittel vorgesehen seien.

Ärger mit Inkasso und TV

Selbst in Fällen von gerechtfertigter Mietminderung hätten einige Mieter jede Menge Ärger gehabt. Der Grund: Eine konzerneigene Inkassofirma habe Mahnungen geschickt - versehen mit satten Gebühren. Für Falke ist diese Praxis ein Instrument, um weitere Einnahmequellen zu erschließen. „Wir hatten wegen des Inkassounternehmens reichlich Beratungsbedarf und Schriftverkehr“, erzählt Falke. Inzwischen hat Annington die Inkassofirma geschlossen, seitdem sei Beruhigung eingetreten. Falke hält es für möglich, dass im Zuge des Börsengangs diese Praktiken wieder aufleben.

Dass Annington quasi „Stammgast“ beim Mieterverein ist, dafür sorgt seit einiger Zeit eine andere Tochterfirma, die die Mieter mit Kabelfernsehen versorgt. Doch ein guter Teil der Bewohner will diese Art der Versorgung gar nicht (die WAZ berichtete). Falke zählte in den vergangenen Wochen rund 80 Widersprüche von Mietern.

Weniger Service, aber höhere Mieten - auch dies ist eine Befürchtung. In der Vergangenheit habe der Mieterverein Unternehmen beobachtet, die den Mietzins angehoben und im Gegenzug eine Festschreibung für eine bestimmte Dauer angeboten hätten. Unter dem Strich hätte die Erhöhung dann weit über dem üblichen Mietspiegel gelegen.