Herne. . Seit Erscheinen des Buches „Besser Arm ab als arm dran“ ist Martin Fromme gefragter Gast in Magazinen und bei Inklusionsveranstaltungen. Ein Soloprogramm ist in Arbeit. Im Oktober ist Premiere.
Seit Martin Fromme im Dezember seinen satirischen Ratgeber zum richtigen Umgang mit Behinderten veröffentlicht hat, kennt er ein paar Kulturredakteure mehr. Er saß bei west.art mit Matthias Bongard auf der Couch und für DAS! auf dem roten Sofa mit Inka Schneider. Das NDR-Kulturjournal nahm „Besser Arm ab als arm dran“ ebenso wahr wie Arte, und bei ein paar Magazinen wie dem „Kölner Treff“ steht Fromme (51) noch auf der Liste. Es scheint, als hätte das Buch einen Nerv getroffen.
Aber nicht nur Kultur-Magazine, sondern auch Veranstalter von „Inklusions-Tagen“ und ähnlichen Formaten interessieren sich für den Comedian aus Wanne-Eickel, der nach 27 Jahren „Telök“ ein Thema bearbeitet, um das andere Künstler einen Bogen machen. „Ich bin der einzige professionelle körperbehinderte Komiker“, sagt Fromme. Und dieses Alleinstellungsmerkmal gedenkt er weiter zu nutzen. Gerade hat der „Paritätische“ in Herne ihn angesprochen. Der Verband wünscht sich Martin Fromme als „Botschafter“ für das „inklusive Filmfestival“, in dessen Zuge im Herbst in der „Filmwelt“ vier Spielfilme über und mit behinderten Menschen gezeigt werden sollen.
Texte, Bilder und Stand-up
Wenn Martin Fromme darüber spricht, wie Politik und Gesellschaft mit Behinderung umgehen, redet er sich schnell in Rage. Begriffe wie „verlogen“ und „Lobhudelei“ fallen dann. „Ehrlichkeit ist das Wichtigste“, findet er dagegen. Und: „Mitleid braucht kein Mensch.“ Die Interessen behinderter Menschen anders anzugehen, „mit dem Katalysator Humor“ nämlich, ist ihm ein Anliegen. Weg vom „Golden Retriever“-Image mit dem „Streichel-mich-Blick“, wie er es nennt: „Irgendwann muss mal der Dobermann raus.“ Das Publikum reagiert auf seine direkte und oft provokante Art positiv sagt er. Behinderte sowieso.
Was Martin Fromme bisher an Kostproben bei Lesungen aus dem Buch dargeboten hat, kommt in erweiterter Form im Herbst als Soloprogramm heraus. Premiere ist — nach Vorpremieren außerhalb Hernes – am 1. Oktober in den Flottmann-Hallen. „Das sind Texte aus dem Buch, gespickt mit Filmen, Fotos und Stand-up-Comedy“, sagt Fromme. Teilweise wurden dazu Telök-Nummern abgewandelt, zum Teil Buchpassagen weiterverwertet und visuell umgesetzt. Zum Beispiel, indem Fromme die Geschichte vom körperbehinderten Wäsche-Model Tanja Kiewitz mit einem passenden Dessous-Foto seiner selbst illustriert ...
„Ich reduziere mich selbst auf das Thema“, widerspricht Martin Fromme vehement allen Vermutungen, er könne gegen seine Absicht auf die Schiene „Behinderten-Lobbyist“ geraten sein. Er macht das jetzt, ohne sich anderem zu verschließen. Vielleicht geht er auch irgendwann in die Politik. Anfragen habe es schon gegeben. Auch mit Jugendlichen würde er gerne an dem Thema arbeiten, das er im Moment einfach „erfüllend“ findet. Wenn er klar machen kann, „dass alles nicht so schlimm ist und nicht so unglaublich ernst“, wäre er schon zufrieden. Er selbst hat noch jede Menge lustiger Ideen. Wie das Museum für Nichtbehinderte. Mit einem Raum für Kleinwüchsige, in dem sich Normalgroße bücken müssen, und Treppenstufen so hoch, dass sie darum bitten müssen, getragen zu werden.
Der Telök macht weiter: Am Samstag, 6. Juli, mit „Ziemlich beste Feinde“ im „Zauberkasten“ im Kulturmagazin Lothringen, Lothringer Straße 36c.
Als Moderator führt Martin Fromme am letzten Samstag im Monat um 11 Uhr durch das MDR-Magazin „Selbstbestimmt“, das er mit Comedy-Elementen wie „Handicaps für Anfänger“ angereichert hat.
Im „Stromberg“-Spielfilm hat Fromme eine kleine Rolle.