Wanne-Eickell.. WAZ-Medizinforum im St. Anna-Hospital: Sechs Experten informierten am Mittwochabend rund ums Thema Hypertonie. Appell der Mediziner: Menschen sollen sich bewusster ernähren.
Allein in Deutschland sind etwa 35 Millionen Menschen von zu hohem Blutdruck betroffen. Nicht berücksichtigt bei dieser Zahl ist eine enorme Dunkelziffer, denn: Nur jeder Zweite weiß von seiner Erkrankung oder ist in ärztlicher Behandlung. Um das Thema Hypertonie – so der Expertenbegriff für die Gefäßerkrankung – von unterschiedlichen Seiten zu beleuchten, lud die WAZ am Mittwochabend vier Experten sowie einen Patienten zum WAZ-Medizinforum ein, das von WAZ-Redakteurin Ute Eickenbusch moderiert wurde.
Prof. Dr. Klaus Kisters, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am St. Anna-Hospital, informierte zunächst über Grundlegendes: „Ab einem Wert von 140 zu 90 spricht man heute von Bluthochdruck. Kritisch dabei ist, dass sich zunächst häufig keine Symptome zeigen.“ Aus diesem Grund werde Bluthochdruck auch als „lautloser Mörder“ bezeichnet, denn die Folgen dieser Krankheit seien zum Teil drastisch.
Folge sind auch Herzerkrankungen
Über Herzerkrankungen infolge von Bluthochdruck sprach Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Internist, Kardiologe und Direktor der Medizinischen Klinik II am Marienhospital Herne. Er weiß: 60 bis 70 Prozent der Herzinfarkt-Patienten haben Bluthochdruck. „Je schlechter der Blutdruck eingestellt ist, desto größer ist die Gefahr, dass das Herz nicht mehr pumpt“, berichtete er.
Ebenso sei die richtige Diagnostik vor einer Therapie unerlässlich: „So können Folgeerkrankungen vermieden werden“, sagte der Chefarzt der Inneren Medizin am Evangelischen Krankenhaus, Prof. Dr. Friedrich Jockenhövel. Ursachen für Bluthochdruck gebe es viele. So wiesen etwa 10 Prozent aller Patienten Hormonstörungen auf, die Bluthochdruck verursachten. Viel Bauchfettgewebe, also ein großer Bauchumfang, sei ebenfalls ein maßgebliches Risiko. Dies wiederum habe mit der eigenen Ernährung zu tun: „Der Schlüssel zu unserer Gesundheit liegt auch bei uns“, folgert Jockenhövel.
Zwar könne sich Bluthochdruck auch bei normalgewichtigen Menschen, gerade im Alter, entwickeln. Bestimmte Risikofaktoren wie Rauchen, familiäre Belastung oder eben Übergewicht erhöhten das Risiko jedoch stark.
Dr. Jürgen Schlichting, niedergelassener Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, sprach die Vernunft jedes einzelnen an und wies auf nötige Veränderungen der Ess- und Bewegungsgewohnheiten hin. „Es ist doch paradox, etwa mit dem Aufzug ins Fitnessstudio zu fahren. Auch zum Einkaufen kann das Auto mal stehen gelassen werden“, bemerkt er. Wie nötig Lebensveränderungen sind, weiß auch Prof. Kisters und brachte es auf den Punkt: „Neben viel Bewegung, Nikotinverzicht und wenig Alkohol ist es ebenso nötig, die Kochsalzaufnahme zu verringern.“
Als Betroffener stellte sich Horst Neumann vor und berichtete über seine Behandlungen. „Heute liegt mein Blutdruck wieder im Normalbereich“, sagte er. Dennoch, natürlich, müsse er seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren lassen.