Herne. . Frank Walter Steinmeier, Peter Altmaier, Sigmar Gabriel, Bärbel Höhn ... zahlreiche bekannte Bundespolitiker werden im Bundestagswahlkampf nach Herne kommen.
Der Wahlkreis Herne/Bochum II ist diesmal für Polit-Promis eine Reise wert: Im Bundestagswahlkampf werden einige Hochkaräter zu einer kurzen Stippvisite erwartet. Vor allem SPD, CDU und Grüne gehen mit bekannten Gesichtern ins Rennen. Weniger üppig fällt dagegen der Wahlkampfetat aus – was wohl auch mit dem (kostenintensiveren) Kommunalwahl im Mai 2014 zu tun hat.
Die SPD erhält schon am heutigen Samstag beim SPD/Awo-Fest in Constantin Verstärkung von Bundestagsfraktions-Chef Frank Walter Steinmeier. Außerdem wird Parteivorsitzender Sigmar Gabriel zum traditionellen Familienfest kommen (siehe auch Bericht unten). Die CDU erwartet u.a. Umweltminister Peter Altmaier und Bundes-Vize Julia Klöckner. Hat die stellvertretende CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzende Ingrid Fischbach hier ihren Einfluss geltend gemacht? „Die Funktion hilft natürlich ein wenig“, sagt sie.
Die Herner Grünen haben Zusagen von Bundestagsfraktions-Vize Bärbel Höhn und dem Rechtspolitiker Volker Beck. „Wir bemühen uns noch um einen der Spitzenkandidaten“, sagt Raoul Roßbach (Grüne). Heißt: um Jürgen Trittin oder Katrin Göring-Eckardt. Bei der FDP steht der Terminplan noch nicht. Parteivorsitzender Thomas Bloch hofft auf Landtagsfraktions-Chef Christian Lindner. Und die Linke hat die Hoffnung, dass Oskar Lafontaine kommt.
Stichwort Etat: 25- bis 30 000 Euro habe die SPD veranschlagt, so Parteivorsitzender Alexander Vogt. Auch die Kandidatin Michelle Müntefering werde sich an dieser Summe - wie in der Herner SPD üblich - mit einer monatlichen Bundestagsdiät beteiligen. „Das ist aber eine freiwillige Spende“, betont Alexander Vogt.
15 000 Euro wollen die Christdemokraten in den Bundestagswahlkampf investieren. „Wir müssen mit Blick auf die Kommunalwahl gut haushalten“, sagt CDU-Chef Markus Schlüter. Diese werde die Partei etwa 30- bis 40 000 Euro kosten. Der Etat für die Bundestagswahl werde aber wohl durch einige Spenden noch etwas steigen.
6000 Euro lassen sich die Grünen den Wahlkampf kosten. „Das ist kein Problem. Wir sind finanziell gut aufgestellt“, sagt Geschäftsführer Raoul Roßbach. Die FDP rechnet ebenfalls mit 6000 Euro. 2500 Euro investiert die Linke. Die Piraten haben dagegen keinen eigenen Etat. „Wir erhalten von unserem Landesverband die nötigen Materialien“, so Sprecher Lars Wind.
Gibt es den Müntefering-Effekt?
Gemessen am Ergebnis der Bundestagswahl 2009 ist der Wahlkreis Herne/Bochum II alles andere als hart umkämpft: Gerd Bollmann (SPD) siegte mit 51,7 % vor Ingrid Fischbach (CDU) mit 27,3 %. Trotzdem haben sich diesmal relativ viele SPD-Hochkaräter angesagt: Egon Bahr war schon da, Frank Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel sowie die Parteivize Aydan Özoguz werden noch kommen. Außerdem bemühe man sich „um die eine oder andere Überraschung“, so SPD-Bundestagskandidatin Michelle Müntefering.
Spielt der Müntefering-Effekt, sprich: das Netzwerk des Ex-Parteivorsitzenden Franz Müntefering und seiner Frau eine Rolle für die plötzliche Anziehungskraft Hernes in der SPD? Diese Frage wollte Michelle Müntefering der WAZ nicht beantworten. Stattdessen erklärte sie: „Wir setzen auf Themen und Inhalte – und laden dazu auch Experten und bekannte Gesichter ein. Berliner Besuchern und prominenten Gästen zeigen wir, dass es bei uns viel Potential gibt und suchen bei ihnen auch Unterstützung für Probleme.“ Und: Die ganze Partei helfe in Herne dabei mit, gute Veranstaltungen durchzuführen.
Übrigens: SPD-Urgestein Egon Bahr sagte jüngst beim Festakt zum 150-jährigen Bestehen der Partei in den Flottmann-Hallen: „Ohne Michelle wäre ich heute nicht hier.“