Herne. . Elena Dündar macht eine Ausbildung zur Paketzustellerin. Oft trauen Kunden der jungen Frau die harte Arbeit nicht zu. Doch bis jetzt hat sie noch jedem das Gegenteil bewiesen.

Das lange dunkelbraune Haar trägt sie offen. Nur zwei Strähnen hat sie links und rechts eingedreht und am Hinterkopf mit Haarnadeln befestigt. Sie ist leicht geschminkt. Die Fingernägel leuchten lila, orange und türkis. Elena Dündar ist 19 Jahre alt und – auch wenn es ihr Aussehen nicht verrät – sie macht bei der Deutschen Post eine Ausbildung zur Paketzustellerin.

„In meinem ersten Lehrjahr sagte ein anderer Azubi: ‘Du bist ne Diva, du schaffst das nicht’“, erinnert sich die Hernerin. Das war vor etwa anderthalb Jahren und Elena ist immer noch dabei. Doch „blöde Kommentare“, wie der ihres Kollegen, muss sie sich auch manchmal im Alltag anhören. „Oh, eine Frau bei der Post!“ oder „Was machen Sie denn bei der Post?“ gehören zu den häufigsten Bemerkungen. Dabei meistert Elena ihre Arbeit problemlos, wenn auch mit einigen Tricks: „Bei den ganz großen Paketen habe ich eine Taktik. Ich schell einfach und frage, ob man mir helfen kann.“ Bislang habe sie immer hilfsbereite Kunden getroffen. Das liegt wahrscheinlich auch an ihrer fröhlichen und offenen Art, mit der sie nicht nur ihren Kollegen begegnet. Kein Wunder, dass ihr der Kundenkontakt am meisten Spaß macht. „Wenn ich in die 5. Etage muss und mir kommt einer entgegen, das ist toll.“ Es passiere aber auch, dass sie „wie der letzte Dreck“ behandelt werde. Doch davon lasse sie sich nicht unterkriegen: „Dann sage ich zu mir: ‘Kopf hoch, weitergeht’s’.“

Um sieben Uhr beginnt der Tag

Auf die Idee, eine Ausbildung zur Paketzustellerin anzufangen, kam sie durch einen Bekannten, der selber bei der Deutschen Post als Lehrling arbeitete. Er weckte das Interesse der 19-Jährigen, die sich daraufhin bewarb. Beim Vorstellungsgespräch überzeugten sie und ihr Zeugnis so sehr, dass sie ohne Einstellungstest direkt engagiert wurde.

„Die Arbeit ist anders als man sich das sonst vorstellt“, sagt Elena. Es sei viel stressiger, mache aber trotzdem Spaß. Um sieben Uhr morgens beginnt in der Regel ihr Tag. Dann muss sie in der Frachtstelle der Post in Gelsenkirchen zunächst ihre Pakete von denen der anderen trennen, einscannen und in ihren Wagen einsortieren. Bei Elena sitzt dabei jeder Handgriff. Etwa 90 bis 110 Pakete liefert sie täglich aus. Wie lang die Hernerin arbeitet, ist abhängig davon, wie schnell sie ausliefert. „Der späteste Feierabend, den ich hatte, war um 15 Uhr.“ Elena ist hoch motiviert und sehr engagiert. „Ich will zeigen, dass auch Frauen was drauf haben und mich beweisen.“

Am Abend geht es früh ins Bett

Die Zeit am Nachmittag nutzt die 19-Jährige, um sich mit Freunden zu treffen oder mit der Mama shoppen zu gehen. „Was Frauen eben so machen“, sagt Elena und lacht. Um halb zehn am Abend ist ihr Tag aber zu Ende: „Dann kann ich nicht mehr.“

Elenas Ausbildung dauert noch bis zum Sommer 2013. Den schulischen Teil hat sie bereits mit einem Durchschnitt von 1,7 bestanden. Wenn sie die Abschlussprüfung auch schafft, besteht die Chance, übernommen zu werden. „Bei der Post würde ich gerne bleiben, nur ob als DHL-Fahrer, das weiß ich noch nicht.“ Sie merkt mittlerweile, wie körperlich anstrengend die Arbeit als Paketzustellerin ist. Seit einigen Wochen plagen sie Rückenschmerzen. Daher könnte sie sich auch gut vorstellen, im Innendienst der Post zu arbeiten.