Herne. . Die Stadtwerke hatten am Mittwochabend Kunden zum Informationstag unter der Überschrift „Sonne, Wind und Wärme - lohnt sich die Investition in die Energiewende?“ eingeladen. Eine Erkenntnis. Strom wird auf absehbare Zeit teurer.
Das ist nicht unbedingt eine Nachricht, die man hören will: „Der Strom wird in jedem Fall teurer“. Diesen Satz mussten am Mittwochabend all jene Stadtwerke-Kunden zur Kenntnis nehmen, die zum Informationstag unter dem Titel „Sonne, Wind und Wärme - lohnt sich die Investition in die Energiewende?“ gekommen waren.
Michael Ritzau übernahm die Rolle des Überbringers der schlechten Nachricht. Er ist nicht irgendwer in der Energiewelt. Der Geschäftsführer des BET Büros für Energiewirtschaft war in der Vergangenheit Berater und Gutachter für verschiedene nationale und internationale Ministerien und Behörden. Ritzau erläuterte den Zuhörern in groben Zügen die Strombranche - doch selbst diese Skizze dürfte Laien überfordert haben. Was aber auch eine Botschaft ist: Bis der Strom aus der Steckdose kommt, ist an vielen Stellen ein höchst komplizierter Mechanismus in Gang gesetzt worden.
Ritzau war es auch, der in der anschließenden Expertendiskussion die Frage des Abends beantwortete: Ja, die Investition in die Energiewende lohne sich, weil Wind und Sonnenenergie gut für das Klima seien und die Unabhängigkeit von anderen Quellen (Gas aus Russland, Öl der OPEC-Staaten) verringerten.
Stromnetze bekommen „Gegenverkehr“
Dass es sich sprichwörtlich um eine 180-Grad-Wende handelt, verdeutlichte Walther Pelzer vom NRW-Wissenschaftsministerium. Bislang gleichen die Stromnetze Einbahnstraßen. Vom Kraftwerk aus gelangt die Energie über Stromautobahnen, dann Bundesstraßen, Kreisstraßen bis zum Verbraucher. Doch weil immer mehr Menschen mit ihren Photovoltaikanlagen selbst Strom erzeugen, gibt es plötzlich „Gegenverkehr“. Deshalb müssen die Netze umgebaut werden - und die Kunden der Herner Stadtwerke würden immer stärker Partner der Stadtwerke, der selbst Energie liefert.
Unklarheit über Weichenstellung
Eine Sicht, der sich Stadtwerke-Chef Ulrich Koch vorbehaltlos anschloss. Die Rolle der Stadtwerke werde sich in Zukunft nicht allein auf die des Strom- und Gasverkäufers beschränken, Koch sieht das Unternehmen auch als Berater. Doch an dieser Stelle gestand er eine gewisse Ratlosigkeit ein. Da nicht klar sei, in welche Richtung die Weichen für den Energiemarkt gestellt werden, sei es alles andere als einfach den Kunden zu raten, in welche der zahlreichen Techniken sie investieren sollen. Schließlich handele es sich um Investitionen für einen Zeitraum von 20 bis 30 Jahren. Koch: „Wir sind genauso verunsichert wie die Kunden.“
Für Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale NRW, völlig nachvollziehbar. Würden von der Politik die Weichen falsch gestellt, koste die Kilowattstunde Strom statt der etwa 28 Cent heute vielleicht 40 Cent...