Herne. . 80 Jahre ist es nun her, dass die Nazis „undeutsches Schrifttum“ in Herne und Wanne-Eickel vernichten ließen: Daran erinnerte eine Gedenkveranstaltung
Schmutz- und Schundliteratur, so nannten die Nazis alle Werke, die ihnen zu undeutsch oder marxistisch waren. Am 17. Juni 1933 ließen sie vor dem Herner Rathaus alle Bücher, die nicht ihrer Gesinnung entsprachen, verbrennen. An dieses dunkle Kapitel in der Geschichte erinnerte gestern im Rahmen des „DGB-Gedenkjahres 2013“ eine Veranstaltung auf dem Robert-Brauner-Platz.
Diese Zeit darf niemand vergessen
Ein Platz, der keineswegs zufällig gewählt wurde, wie Udo Jakat von der DGB-Geschichtswerkstatt betonte. „Dieser Ort ist erwähnenswert“, sagt er mit Blick auf die Viktor-Reuter-Straße und den Robert Brauner-Platz. Beide Namen stehen für Opfer des Nazi-Regimes. Eine Zeit, die nicht in Vergessenheit geraten darf. „Meine Generation muss das jetzt hinkriegen“, sagt der 70-jährige Udo Jakat. Für die jungen Menschen müsse man die Verbrechen des Nazi-Regimes weiterhin dokumentieren.
Dazu gehöre eben auch das Erinnern an die Bücherverbrennung. Vorsitzender des nationalsozialistischen Kampfbundes in Herne war damals Pfarrer Gotthold Krahn. Der Geistliche und Nationalsozialist führte eine Liste von insgesamt 4500 verbotenen und verfolgten Schriftstellern, deren Bücher er vernichten ließ. „Werke und Autoren gerieten für immer in Vergessenheit“, bedauert Jakat.
Unvergessen dagegen sollten die Namen der NSU-Opfer bleiben. So stellten sich die Schüler der Erich-Fried-Gesamtschule mit Bildern der getöteten Kleinunternehmer in eine Reihe. „Viel haben wir im Unterricht über die Nazi-Zeit gesprochen“, sagen auch Annika, Lena, Kimberly und Yeliz. Dass sich die Geschichte wiederholen könnte, mögen sich die Schülerinnen der neunten Klasse nicht vorstellen. Ebenso wenig wie die Antwort auf die Frage: Warum sollten Bücher gefährlich sein?
Volker Degener, Herner Schriftsteller, sagte in seiner Rede: „In Büchern werden Fragen gestellt, Antworten gegeben“. Vor allem aber regen Bücher „die Fantasie an“: Gründe ein Buch zu lieben, die unter der Nazi-Herrschaft nicht geduldet wurden. Es folgten „Berufsverbote, die Verödung der Kunst und Kultur, der Triumph einer rassistischen menschenfeindlichen Ideologie, die letztlich zum Weltkrieg führte“, warnte Degener.
Die Zensur stoppen, das Verbot von Büchern oder Zeitschriften, und vor allem dem Nationalismus keine Chance geben, das ist auch 80 Jahre nach dem tragischen Ereignis der Bücherverbrennung in Herne das Motto. Denn niemand soll je vergessen: „Erst brannten die Bücher, dann die Menschen.“