Die Zeit ist einfach noch nicht reif für die süßen Früchtchen. Die niedrigen Temperaturen haben den Erdbeer-Bauern in Herne bislang einen Strich durch die Rechnung gemacht. Öffnen die Landwirte ihre Felder meist im Mai, so rechnen sie diesmal mit einer Verspätung um drei Wochen – mindestens.
Nächtliche Temperaturen im Mai knapp über dem Gefrierpunkt haben das Wachstum der Erdbeeren kräftig ausgebremst. „Das war ja wie im Kühlschrank“, sagt Wilhelm-Heinrich Schulte-Göcking, der seit knapp 20 Jahren ein anderthalb Hektar großes Erdbeerfeld an der Wiescherstraße 118 in Herne-Süd betreibt. Folge: Viele Pflanzen stünden noch in Blüte, und zeigten sich erste Früchte, dann seien sie meist erst walnussgroß und grün. „Sehr ärgerlich“, kommentiert der 49-Jährige. Vor allem auch deshalb, weil er nun allein Spargel verkaufen kann, den er aus dem Münsterland bezieht. Hat er beides im Angebot – Gemüse und Früchtchen – dann verkauft er mehr. Heißt also: „Aus unternehmerischer Sicht war der Mai nicht gut.“
Entspannter sieht es Rudolf Brendieck. Der 46-jährige gelernte Gärtner aus Datteln hat 2008 sein zweieinhalb Hektar großes Erdbeerfeld an der Gerther Straße in Sodingen eröffnet. Wie sein Kollege Schulte-Göcking verkauft er vor allem die Sorte Sonata, ebenfalls zum Selbstpflücken oder fertig verpackt. Dass die Kunden nun mehrere Wochen später als üblich auf seinen gepachteten Boden kommen, stört ihn nicht.
Preise stehen noch nicht fest
Überhaupt: Früher, sagt Brendieck, in den 60ern und 70ern, seien die heimischen Erdbeerfelder meist erst Mitte Juni reif für die Ernte gewesen, um den 17. Juni herum, dem ehemaligen Tag der Deutschen Einheit. Ob ihrer Beliebtheit sei die Erdbeere dann „nach vorne gezüchtet“ worden. Dass man in diesem Jahr als Startschuss Mitte Juni anpeile, sei schon deshalb kein Beinbruch. Zurück zu den Wurzeln sozusagen.
Und was ist das ideale „Erdbeer-Wetter“? Tagsüber um die 20 Grad, nicht mehr, dazu Sonne und Schäfchenwolken, nachts um die 10 Grad, gern auch Regen – dann würden die Früchte so groß und rot, wie sie sein sollen.
Also in etwa ein Wetter wie im Moment. So darf es gerne bleiben, sagen die Landwirte. „Die ersten Erdbeeren fangen an, sich umzufärben“, freut sich Schulte-Göcking. Er setzt darauf, dass seine Zöglinge bei dieser Witterung „groß und aromatisch werden“. Mitte Juni wollen beide starten, nach vier bis sechs Wochen sind die Felder dann „geräubert“.
Was das Kilo kosten wird, wissen beide noch nicht. Das sei nicht so sehr abhängig vom Wetter als vielmehr von den Preisen der Mitbewerber.