Herne.. Der Wanne-Eickeler Autor Wolfgang Viehweger hat sein 18. Buch vorgelegt. Es zeichnet die Geschichte der Bauernhöfe in Herne und Wanne-Eickel nach. Am 8. Juni stellt er das umfangreiche Werk mit einer Lesung vor.
Die Geschichte der Burgen und Schlösser in Herne und Wanne-Eickel hat Wolfgang Viehweger in „Spaziergang im Eichenwald“ nachgezeichnet und über die Zechen in „Spur der Kohle“ geschrieben. Mit der Geschichte der Bauernhöfe hat er ein weiteres heimatgeschichtliches Werk vorgelegt. Zwei Jahre hat sich der pensionierte Lehrer und Schulleiter (77) im Auftrag der Gesellschaft für Heimatkunde Wanne-Eickel/Herne in das Thema gekniet und immer mehr Material ausgegraben. Ein mit 380 Seiten umfangreiches Buch ist entstanden: „Vom bäuerlichen Leben in Wanne-Eickel und Herne“.
Der Gutshof des Adeligen mit Äckern, Wäldern und Weiden, und drumherum die abhängigen Bauernhöfe: Diese Hierarchie nutzt Viehweger für seine Gliederung. „Ich habe versucht, ein Spannungsverhältnis herzustellen zwischen den Grundherren und den Bauern“, erklärt der Autor seinen methodischen Zugriff. Gemeinden wie Gysenberg, Sodingen oder Strünkede und ihren Höfen widmen sich die Kapitel im Alt-Herner Teil, gefolgt von den Dörfern des heutigen Wanne-Eickel, also Röhlinghausen, Bickern, Crange und weitere.
Straßennamen analysiert
Hof Bergelmann, Hof Pantring, Hof Buschmann ... die Vergangenheit hat in den Ortsteilen ihre Spuren hinterlassen. Viehweger nimmt die Fährten auf, in alten Adressbüchern wie in der „Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen“ von Manfred Hildebrandt. Die meisten Erkenntnisse verdankt der Autor aber seinen Recherchen im Stadtarchiv, wo er wochenlang vor allem die Zeitungssammlung studiert hat. Im Museum Kleve fand sich überraschenderweise ebenfalls Material, denn Crange war gutsabhängig vom Herzog von Kleve. Darüber hinaus machte sich Viehweger auf den Weg zu einigen Traditionsbauernhöfen. Vor allem Hildegard Röhlinghaus, Hubertus Estner und Horst Brockhoff verdankt er viel. Bisweilen nahm er die Kamera mit, wie in Börsinghausen, wo sich der Hof Böckmann heute auf die Aufzucht von Charolais-Rindern spezialisiert.
Je nach Materiallage, und um Abwechslung in die Bauerngeschichte zu bringen, reichert der Autor die Fakten gelegentlich mit Anekdoten an. Wie die vom Bauern Beckebaum, der einen gescheiterten Studenten als Hofmaler engagierte und ihn ein Zimmer mit Motiven aus Jerusalem ausschmücken ließ. „Mich hat auch interessiert, wie das mit den Beerdigungen und den Hochzeiten war“, erzählt Viehweger, und auch da wurde er fündig. Die „Gebehochzeiten“, weiß er jetzt, endeten oft als Riesengelage. Wer was gegeben hatte, wurde vom Lehrer vermerkt. Solche Listen wertete Viehweger aus wie Dokumente über Erbstreitigkeiten. Was er nicht mit Fotos bebildern konnte, ließ er vom Illustrator Wolfgang Ringhut nachzeichnen.
Zeitlich spannt Viehweger den Bogen vom Mittelalter über die Industrialisierung, die den Bauern die Knechte abwarb, bis zur Neuzeit und lässt dabei die „Erbhöfe“ nicht aus: Etliche Bauern in Herne ließen sich diesen begehrten Status von den Nationalsozialisten verleihen.
Er wolle das „Geschichtsbewusstsein“ fördern, sagt Wolfgang Viehweger, der selbst erst 1963 nach Wanne-Eickel zog und sich als Lehrer die Heimatgeschichte erarbeitete. Und seine Leser darin bestärken, „dass man hier ganz gut leben und ein bisschen stolz auf die Geschichte sein kann.“