Herne. . Innerhalb der vergangenen zehn Jahren ist in Herne die Zahl der Grundschüler von 6980 auf 5117 gesunken. Bei den weiterführenden Schulen haben diesen Rückgang vor allem die Hauptschulen zu spüren bekommen.

Die Schule der Zukunft ist eine Ganztagsschule. Da ist sich Klaus Hartmann sehr sicher. „Trotz sinkender Schülerzahlen steigt die Nachfrage nach Ganztagsangeboten von Jahr zu Jahr“, stellt der Leiter des städtischen Fachbereichs Schule fest.

2003/04 startete die Grundschule Claudiusstraße als erste Herner Schule mit einem offenen Ganztagsangebot. Offen heißt: die Eltern können frei entscheiden, ob ihr Kind daran teilnimmt, eine Verpflichtung wie beim gebundenen Ganztag gibt es nicht. 43 Kinder besuchten damals die erste OGS in Wanne. Heute bieten 25 Grundschulen und vier Förderschulen einen offenen Ganztag an, an dem 1951 Kinder teilnehmen. Das entspricht einem Anteil aller Grund- und Förderschulkinder von etwas über 38 Prozent.

87 Klassen zu viel

Dass der offene Ganztag in Herne kontinuierlich in den vergangenen Jahren ausgebaut werden konnte, liegt auch an der zurückgehenden Schülerzahl. Vom Schuljahr 2000/01 an bis heute hat Herne insgesamt satte 1863 Grundschüler verloren - ein Minus von 26 Prozent. 87 Klassen-(zimmer) waren damit überflüssig. Auf Schulen umgerechnet, hätten bis jetzt sieben geschlossen werden müssen. Doch das ist in diesem Umfang nicht geschehen. Geschlossen sind bis jetzt: die Dannekampschule und die Waldschule; die Görresschule und die Overwegschule werden 2014/15 aufgelöst, die Regenbogenschule und die Langforthstraße schließen sich zu einer Schule zusammen, und die Josefschule gibt ab 2015/16 die Dependance Karlstraße auf. Die meisten „überflüssigen“ Klassenräume sind dagegen für den offenen Ganztagsbereich genutzt worden. „Wir haben vieles im Bestand machen können“, so Klaus Hartmann. Über die bis jetzt bestehenden bekannten Pläne hinaus, gebe es zur Zeit keine Überlegungen, weitere Grundschulen zu schließen. Zwei kleinere Schulen müssten aber im Blick behalten werden: die am Pantringshof und die Sonnenschule am Drögenkamp. Für beide seien jedoch auch Dependance-Lösungen möglich.

Generell tragen zwei weitere Aspekte dazu bei, dass absehbar keine weiteren Grundschulen aufgelöst werden müssen:

- Die Klassen werden kleiner. Das Land, das die Klassengrößen vorgibt, hat für Grundschulen die maximale Zahl von 30 Kindern auf 29 reduziert.

- Durch den gemeinsamen Unterricht von Regelschulkindern und Förderschulkindern (Inklusion) in einer Klasse reduziert sich die Klassengröße noch einmal auf maximal 20 bis 25 Kinder.

Gerade durch die Inklusion rechnet Klaus Hartmann noch mit deutlicheren Veränderungen als bisher. Insbesondere lernbehinderte Kinder würden ganz verstärkt an Regelschulen angemeldet, was schon jetzt zur Folge hat, dass die Viktor-Reuter-Schule zum 1. August 2013 schließt. Die verbleibenden Klassen wechseln zur Paul-Klee-Schule. Und ob die Janosch-Schule noch wie eigentlich geplant in die frei werdende Overwegschule umsiedele, sei vor diesem Hintergrund noch zu diskutieren.

Trend zu höheren Abschlüssen

Erst mit Verzögerung machen sich die rückläufigen Schülerzahlen in den weiterführenden Schulen in der Sekundarstufe I (ab Klasse 5) bemerkbar. Zwar ist auch dort die Zahl der Schüler insgesamt schon weniger geworden, durch die Einführung der verkürzten Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre gibt ein Jahrzehntvergleich aber ein schiefes Bild wieder. Denn der 10. Jahrgang, früher Sekundarstufe I, wird nun der Sekundarstufe II zugerechnet. Eindeutig ist jedoch, dass sich der Schülerschwund massiv auf die Hauptschulen ausgewirkt hat (wir berichteten gestern), während die anderen Schulformen ihren Level weitgehend halten konnten.

Eine Herner Spezialität, so Klaus Hartmann, sei die starke Stellung der Realschulen, die sich so kaum in einer anderen Stadt finde. Unterrichteten die Realschulen 2002/03 2475 Schüler in 92 Klassen, so waren es 2012/2013 2420 Schüler in 85 Klassen. Auch die Prognose bis 2018 unterscheidet sich davon kaum.

Bei den Gesamtschulen hat die Zahl der Schüler in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls nur minimal abgenommen von 2621 auf 2574 Schüler. Die Gymnasien konnten ihren Stand von 2944 Schülern in 2002/03 bis 2009/10 mit 2844 ebenfalls fast halten.

Bei den Eingangsklassen wird der Trend zu Schulen mit höheren Abschlüssen noch deutlicher: Von den 1701 Fünftklässlern in 2002/2003 besuchten 323 (19%) die Hauptschule, 2012/13 waren es von 1420 nur noch 96 (6,8 %); 423 (24,9 %) Fünftklässler gingen 2002/2003 zur Realschule, 2012/13 waren es 407 (28,7 %); für die Gesamtschule entschieden sich 2002/03 insgesamt 438 (25,7 %) Schüler, 2012/13 waren es 415 (29,2 %); zum Gymnasium wechselten 2002/03 517 (30,4 %) der Fünftklässler, 2012/13 waren es 502 (35,4 %).

Auch bei den weiterführenden Schulen erwartet Klaus Hartmann in den nächsten Jahren noch Veränderungen durch die Inklusion; außerdem werde es, wenn sich der Rückgang der Schülerzahlen ab etwas 2020 voll bemerkbar mache, zu „Umverteilungen“ kommen.

Der neue Schulentwicklungsplan empfiehlt den Ausbau des Ganztags. So wird das Haranni-Gymnasium gebeten, die Einführung eines gebundenen Ganztags zu prüfen.