Herne. . Fünf Künstler(gruppen)und zwei Herner Nachwuchsmusiker präsentierten sich in den Flottmann-Hallen. Besonders beeindruckend: Jazz-Pianist Jasper van’t Hof und der erst 13-jährige Johannes Altemeier

Auf der Bühne neigt sich der Auftritt der „Haryo Sedhono Group“ seinem Ende zu. Beim letzten Stück, einer Duke Ellington Komposition, darf das Publikum sein Rhythmusgefühl unter Beweis stellen. Die Leute sitzen auf Barhockern oder im oberen Bereich der Flottmann-Halle. Auf der Treppe wippt ein Kleinkind, auf dem Schoß der Mutter sitzend, mit dem Kopf. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen.

Eigentlich sollte das 1. Herner Jazzfestival, eine Zusammenarbeit von wunderbar records und dem Kulturbüro der Stadt Herne, im Schlosshof von Strünkede stattfinden. Diese besondere Location hätte der Veranstaltung sicher noch den letzten Schliff gegeben, doch das Wetter machte den Veranstaltern einen Strich durch die Rechnung. „Es war einfach zu unbeständig!“ Im Außenbereich der Flottmann-Hallen steht Initiator Oliver Bartkowski und zieht seine Bilanz: „Sicher hat uns der Ortswechsel einige potenzielle Zuhörer gekostet, aber die, die da sind, sind mit Begeisterung dabei.“

Zugaben für fasziniertes Publikum

Einige Besucher kommen erst jetzt, um den Abschluss der Veranstaltung mit einem wahren Hochkaräter zu erleben: Pianist Jasper Van’t Hof wird ein exklusives Solo-Konzert spielen. In den Pausen zwischen den Acts kann man sich vor der Halle ein Bier holen oder an der frischen Luft über die Auftritte diskutieren. Doch jetzt lohnt es sich in der Halle zu bleiben, denn Bartkowski kündigt für die kurze Umbaupause zwei Gäste an, zwei „echte Herner Jungs“. Johannes Altemeier am Alt-Saxophon und Felix Römer am Flügel gelingt es mit drei beeindruckenden Stücken, ihr Ausnahmetalent unter Beweis zu stellen. Der 13-jährige Saxophonist, der letztes Jahr einen ersten Preis bei „Jugend jazzt“ gewinnen konnte, gibt sich auf der Bühne und auch nach dem Auftritt relativ entspannt. „Ein bisschen nervös ist man immer“, gibt der Junge zu, dem man gar nicht glauben will, dass er erst seit drei Jahren Unterricht an seinem Instrument bekommt.

Beendet wird das Jazz-Festival mit einem wahren Klavierfeuerwerk. Van’t Hof beginnt zu spielen, bevor er richtig auf der Klavierbank sitzt. Dem Niederländer scheint der Resonanzraum seines Instruments nicht zu genügen, er singt und summt lautstark, völlig in die Musik versunken. Bei manchen Stücken macht man sich Sorgen um die Saiten des Thürmer-Flügels, wenn die Jazz-Legende in den tiefsten Registern einen Donner aus Basstönen erzeugt oder mit der flachen Hand auf die Tasten schlägt. „Herne goodbye“, ruft er vor den Schlussakkorden in seinem siebten Stück und verlässt danach zielstrebig die Bühne, bevor ihn der lang anhaltende Applaus noch zu einer Zugabe zum Klavier zurückkehren lässt. In der Zugabe „Peace“ schlägt Van’ t Hof ruhigere Töne an und lässt nach insgesamt 90 Minuten faszinierte Zuschauer zurück, die auch sicher beim nächsten Jazz-Event wieder dabei sein werden.