Herne. . Der 73-jährige Sodinger bereiste in eineinhalb Jahren 20 Länder. Start war in der Türkei, Schluss in Tahiti. Dazwischen lagen Iran, Pakistan, Indien, Thailand, Australien und die Südsee.

Er ist wieder hier, in seinem Revier, war ganz schön lang weg (1,5 Jahre), hat sich nicht versteckt: Herbert Schmidt (73) ist von seiner Weltreise durch mehr als 20 Länder zurück. In der WAZ erzählte der Sodinger in über 30 Berichten über seine Erfahrungen und Erlebnisse in der Ferne. Im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Tobias Mühlenschulte zog der pensionierte Lehrer jetzt Bilanz.

Herr Schmidt, seit wann sind Sie wieder in der Heimat?

Schmidt: Nach einer strapaziösen 30-stündigen Rückreise bin ich am 22. April in meiner Dachgeschosswohnung in Sodingen angekommen. Von meiner letzten Station Papeete auf Tahiti bin ich über Los Angeles und London nach Düsseldorf geflogen.

Wo war es denn am schönsten?

Landschaftlich war Französisch-Neuguinea am schönsten. Aber ich habe viele schöne Höhepunkte gehabt. Die morgendliche Sicht auf die Bergriesen in Nepal, bevor sie im Nebel verschwinden, war unbeschreiblich.

Sie sind zu unserem Gespräch auf die Minute pünktlich gekommen und haben lachend „German Time“ erwähnt. Ist das wirklich das internationale Bild vom Deutschen?

Ich habe das so zumindest in der gesamten Südsee erfahren. Australien und Neuseeland haben sich uns in der Hinsicht angepasst. „German Time“ ehrt einen, sie verpflichtet aber auch.

Haben Sie Ihre Reise komplett vorher geplant?

Ja. Ich habe mir in der Bibliothek Reiseführer ausgeliehen und habe dann detailliert im Internet geschaut. Die Vorbereitung hat mehrere Monate gedauert.

Wie groß war ihr Budget?

Mit den 40 000 Euro, die ich mir vorher als Grenze gesetzt habe, bin ich hingekommen. Weil ich alle Ausgaben akribisch festgehalten habe, weiß ich, dass ich 39 642 Euro ausgegeben habe. Ich habe während meiner Reise mit über 20 verschiedenen Währungen – alle mit schwankendem Eurokurs – bezahlt. In Indien reichten 20 Euro pro Tag für eine Übernachtung und drei Mahlzeiten. Zusammen mit Eintrittspreisen machte es dann etwa 35 Euro. In Australien war ich an einem Tag durchschnittlich 100 Euro los. Ursprünglich wollte ich meine Weltreise mit den Salomonen-Inseln abschließen, aber das wäre dann doch zu teuer geworden.

Sind Sie alleine durch die Welt gereist?

Ja, aber man bleibt nicht alleine. Und so kann man auch ein bisschen sparen. Man teilt sich etwa mit anderen Reisenden eine Taxifahrt.

Sind Sie mal in Gefahr geraten?

In Vanuatu bin ich mit einem Motorroller auf mein rechtes Knie gestürzt und ich habe eine Wunde und einen Bluterguss davongetragen. Das hätte sich schon entzünden können. Auf Fidschi bin ich dann sofort zu einem Arzt gegangen. Wäre ein operativer Eingriff nötig geworden, hätte ich den nächsten Flieger nach Deutschland genommen.

Gab es andere brenzlige Situationen?

Am gefährlichsten waren noch die Busfahrten. Und in Burma ist die Eisenbahn wie ein galoppierendes Pferd über die ausgefahrenen Gleise gerumpelt - bei Tempo 60! Kriminalität habe ich nicht erlebt. Ich habe nie Angst gehabt. Die Leute haben Respekt vor Weißen. In Pakistan und im Iran vielleicht noch nicht, aber ab Indien ist das der Fall.

Wie haben Sie sich überhaupt verständigt?

Auf Englisch und Französisch. Mein Spanisch schläft, aber das brauchte ich während meiner Reise auch nicht.

Deutsches Brot und Bier vermisst

Was haben Sie denn am meisten vermisst während ihrer Weltreise?

Herbert Schmidt: Deutsches Brot und deutsches Bier. Und ein richtiges Frühstück inklusive Zeitung lesen, das ging nie.

Gab es auch „richtige“ Enttäuschungen?

Vom Taj Mahal war ich enttäuscht. Dort war ich schon vor 40 Jahren, das war der Höhepunkt meiner damaligen Reise. Da ist heute so ein Rummel und es ist laut! Früher zahlte man für die Besichtigung 10 Cent, heute nehmen sie 11 Euro - für Touristen, wohlgemerkt. Einheimische zahlen viel weniger. Nordindien war schrecklich: Müll, Armut, morgens liegen draußen überall Menschen und schlafen. Und Pakistan geht den Bach runter. Wer er schafft, geht von dort weg.

Ihre Reise war ja beileibe nicht ihre erste große Tour. Haben Sie auch Länder bereist, die Sie schon kannten?

Bis auf Vietnam, Laos und Kambodscha habe ich alle Länder schon gesehen. 1970 bin ich nach meinem Studium bereits über Land nach Australien gereist. Diese drei Länder konnte ich damals wegen des Vietnamkriegs nicht besuchen. Dafür konnte ich damals noch in den Libanon und nach Syrien reisen. Jedenfalls wollte ich diese Reise immer wiederholen. Damals musste man für ein Visum auch noch nichts bezahlen. Heute werden dafür zwischen 20 und 30 Dollar fällig.

Wann brechen Sie das nächste Mal auf?

In eineinhalb Jahren geht’s wieder los. Ich möchte nach Brasilien, Argentinien - ganz Amerika. Und von Alaska aus möchte ich mit dem Indian Summer zurück nach Washington und bis nach Florida.