Herne. . Serdar Yüksel (SPD-MdL) erinnerte sich in seiner Rede an die persönliche Betroffenheit

20 Jahre nach dem aufsehenerregenden Brandanschlag von Solingen sind heute durch den NSU-Prozess rassistisch motivierte Morde erneut in den Schlagzeilen. Im Gedenken an die türkischstämmige Familie Genc, die am 29. Mai 1993 fünf Tote und viele Schwerverletzte zu beklagen hatte, veranstaltete der Integrationsrat in seiner jüngsten Sitzung eine Feierstunde im Ratssaal, die mit einer Schweigeminute begann. Der neunjährige Geiger Darius Preuß und Gerald Gatawis am Klavier gestalteten mit Vivaldi, Bach und Bohm den musikalischen Rahmen.

Aufforderung zum Respekt

Mit Serdar Yüksel, dem SPD-Landtagsabgeordneten für Bochum und Eickel, hatte das Gremium einen Redner eingeladen, der sich an die Geschehnisse noch gut erinnerte - als politisch denkender Mensch, aber auch als Sohn türkischer Einwanderer, der die fremdenfeindliche Stimmung in den 90er-Jahren persönlich als bedrohlich erlebt hatte. Solingen, Hoyerswerda, Mölln ... die Städtenamen sind nicht vergessen. „Über 150 Menschen wurden durch Rechtsradikale getötet“, sagt Yüksel, der 1973 geboren wurde und in Bochum-Wattenscheid aufgewachsen ist. Auch in Solingen waren die Täter vier rechtsextreme Jugendliche.

„Meine Eltern empfanden das erste Mal eine tiefe Ablehnung und Angst“, erinnert sich der Politiker. „Meine jüngeren Geschwister durften nicht ‘raus.“ Serdar Yüksel engagierte sich seinerzeit u.a. in der Antifa-Bewegung. „Vielfalt ist die Stärke einer Gesellschaft“, gab er vor dem Integrationsrat sein Credo wieder. Er forderte dazu auf, sich „mit Respekt und Akzeptanz zu begegnen“ und aufeinander neugierig zu sein: „Was uns verbindet, müssen wir in den Vordergrund stellen“.

Nach dem Landtagspolitiker gaben Karim Sebbahi-Marciniak (MIG Herne), Bärbel Beuermann (Linke), Volker Bleck (SPD), Nurten Özcelik (Migrantenbündnis Herne) und Tina Jelveh (Grüne) kurze Statements ab.