Nach Analyse von Creditreform schneidet die Stadt deutlich schlechter ab als das Land oder die Bundesrepublik. Vor allem Kleinbetriebe sind betroffen. Schlechte Prognose für 2013

Das Risiko für Betriebe, pleite zu gehen, ist in Herne deutlich größer als im nordrhein-westfälischen oder bundesdeutschen Durchschnitt. Das geht aus der Analyse zum Pleiterisiko für Unternehmen der Bochumer Creditreform hervor.

Die Höhe des Insolvenzrisikos berechnet die Unternehmensgruppe, indem sie die Zahl der Pleiten in Herne aus einem Jahr (2012: 192) durch die Gesamtzahl der Herner Unternehmen teilt (2012: 5311) und mit 100 multipliziert. Das Ergebnis ist der Creditreform Risiko-Indikator (CRI), der in Prozent angegeben wird. Für Herne beträgt der CRI 3,62 Prozent, die Stadt gehört damit zur letzten der sechs Risikogruppen von Creditreform. Die Kategorie beginnt bei einem Wert von 3,5 Prozent und besagt, dass ein „sehr hohes Ausfallrisiko“ für Unternehmen besteht. Im Vergleich dazu liegen Nordrhein-Westfalen (CRI: 2,35 Prozent) und Deutschland (CRI: 2,04 Prozent) beide im mittleren Gefährdungssegment.

Von der Kaufkraft abhängig

„Herne ist im Ruhrgebiet die Gemeinde, die am schlechtesten dasteht“, sagt Thomas Glatzel, Geschäftsführer von Creditreform Bochum. Es sei schwierig, die Gründe dafür eindeutig zu benennen, doch das Ergebnis stünde in Verbindung mit der Kaufkraft der Bewohner in einer Region. Um die ist es in Herne nicht gut bestellt. Bereits im Februar zeigte der Schuldneratlas von Creditreform, dass die Zahl der überschuldeten Privatpersonen in Herne 2012 erneut angestiegen ist.

Laut aktueller Analyse haben im vergangenen Jahr vor allem Kleingewerbe mit maximal fünf Mitarbeitern Insolvenz angemeldet. „Das ist die einzig positive Nachricht, dass mit den 192 Pleiten nur 800 Arbeitsplätze verloren gegangen sind“, so Glatzel. Oft stünden dahinter frühere Arbeitslose, die sich als Gastronom oder Transportfahrer selbstständig machten, um aus der Arbeitslosigkeit herauszukommen. „Manchmal scheint die Selbstständigkeit zu einfach“, sagt Glatzel. Die Leute würden die Fixkosten unterschätzen und daher oft nicht länger als fünf Jahre durchhalten. Das erkläre auch die hohen Risikoquoten in den Branchen „Verkehr- und Lagerei“, „Gastgewerbe“ und „Information und Kommunikation“. „In den Bereichen kann man sich schnell und einfach selbstständig machen“, so Glatzel. Doch der dadurch bestehende harte Wettbewerb werde oft nicht bedacht.

Nichtraucherschutz ein Problem

Claus Altendorf, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Westfalen, sieht in Herne im Bezug auf das Pleiterisiko des Gastgewerbe aber noch ein ganz anderes Problem: Der Nichtraucherschutz habe vor allem die vielen traditionellen Kneipen „in arge Bedrängnis gebracht“.

Die Prognose von Creditreform für 2013 ist auch nicht zum Aufatmen geeignet. Thomas Glatzel: „Wir erwarten Pleiten in der gleichen Größenordnung.“