Herne. . Der Herner Wilhelm Ponsa hat eine Facebook-Gruppe gegründet und fordert: „Kein Giftmüll in Herne!“ Seines Erachtens sind die Pläne der Firma Sita, Bauschutt aus dem Atomkraftwerk Würgassen thermisch bearbeiten zu wollen, zu wenig bekannt. Vor allem die Angst vor PCB treibt den Herner an.
„Kein Giftmüll in Herne!“ fordert Ulrich Ponsa (48), das ist auch der Titel der Facebook-Gruppe und der gleichnamigen Facebook-Seite, die der EDVler am 11. April gründete. Ponsa fordert mehr Transparenz, mehr Öffentlichkeitsbeteiligung und will die Bearbeitung des „Giftmülls“ aus dem AKW Würgassen in Herne verhindern. Seine Gruppe hat bereits 534 Mitglieder, 83 Facebook-Nutzern gefällt die Seite.
800 Meter Luftlinie
„Ich habe den Artikel zur Giftmüllverarbeitung in Herne durch Zufall gelesen“, erklärt Ulrich Ponsa. „Als ich mit Freunden und Bekannten und Kollegen darüber sprach, wurde klar, dass viele gar nichts darüber wissen. Es muss also bekannter gemacht werden.“ Ponsa selbst lebt zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern 800 Meter Luftlinie entfernt von der Sita Remediation GmbH. „Fälle wie der PCB-Skandal in Dortmund wecken natürlich Ängste und werfen Fragen auf“, so Ponsa. „Wie wird Sita kontrolliert? Wie zuverlässig sind die Behörden? Was passiert bei einem Störfall, bekommen wir den überhaupt mit?“ Den Giftmüll in einer so dicht besiedelten Stadt wie Herne zu verarbeiten sei unverantwortlich.
Aber Ponsa denkt noch weiter: „Das AKW in Würgassen ist das erste, das abgebrochen wird. Wenn sich Sita als guter Giftmüll-Verarbeiter herausstellt, wird sicher Schrott aus anderen AKWs folgen und je länger hier Giftmüll verarbeitet wird, desto größer ist auch die Chance auf einen Störfall.“ Außerdem sei durch den Antransport mit einer höheren Feinstaubbelastung zu rechnen.
Der Titel der Facebook-Seite zeigt einen Totenschädel
Das Titelbild der Facebook-Seite zeigt einen Totenschädel. Darunter der Schriftzug: „Herne !!!Achtung!!! Sie betreten kontaminiertes Terrain“. Diese Ansicht gibt es auch als Schild in Ponsas Vorgarten. „Das erste Schild wurde geklaut, aber es ist doppelt so groß und diebstahlsicher ersetzt worden“, sagt Ponsa.
Er wünscht sich mehr Unterstützung und größere Resonanz auf der Facebook-Seite. Ponsa veröffentlicht dort Zeitungsartikel, aber auch Schreiben und Antworten zum Thema, die er an Parteien geschickt hat. „In den ersten Tagen nach Gründung der Seite saß ich nachts bis drei oder vier am Rechner und hab nach ähnlichen Fällen in anderen Städten gesucht“, erinnert sich Ponsa, „aber ich bin berufstätig und um sechs klingelt der Wecker, das hält man nicht lange durch.“