Herne. . Vier Mitglieder einer baptistischen Partnergemeinde aus Bukavu besuchen das Ruhrgebiet. Austausch und Sensibilisierung stehen im Mittelpunkt der Begegnung.

Normalerweise beträgt die Entfernung zwischen dem kongolesischen Bukavu und Herne rund 6 300 Kilometer. Seit vergangenem Donnerstag ist dieser Abstand auf nur wenige Zentimeter zusammengeschrumpft – jedenfalls was die menschliche Nähe betrifft. So konnte der Evangelische Kirchenkreis Herne in diesen Tagen eine vierköpfige Delegation einer baptistanischen Partnergemeinde aus dem Kongo in Empfang nehmen. Bis Mitte Mai werden die afrikanischen Gäste im Ruhrgebiet verweilen und an Gottesdiensten, Gesprächen und Diskussionen zu den Themen Bildung, Menschenrechte und Politik teilnehmen.

Neu ist die Verbindung zwischen Herne und Bukavu allerdings nicht. Seit 1981 gibt es nun schon den Kontakt zwischen dem Herner Kirchenkreis und der baptistischen Kirche in Zentralafrika. Das Ziel ist es seitdem, entwicklungspolitisches Lernen mit konkreter Hilfe vor Ort zu verbinden. Ein Projekt, das schon seit Jahren durch die andauernde Kriegssituation im Ostkongo belastet wird. Der Besuch der kongolesischen Delegation stellt sich daher als beste Möglichkeit dar, mit den Betroffenen direkt Kontakt aufzunehmen.

Mit Spenden Schulbau gefördert

„Es ist an der Zeit, die Menschen hier besser zu informieren und nicht alles den ‚Experten’ zu überlassen“, erklärt Martin Domke. Die Menschen in Deutschland müssten für Themen wie etwa Entwicklungshilfe in Krisengebieten sensibilisiert werden. Seit 26 Jahren ist Domke Pfarrer im Herner Kirchenkreis, seit 2002 leitet er das Eine Welt Zentrum Herne, das den Besuch der Kongolesen koordiniert.

Etwa ein bis zweimal im Jahr besucht Domke die Partnergemeinde im Ostkongo, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Gerade deshalb weiß der Pfarrer, an was es den Menschen in diesem vom Krieg geprägten Land fehlt. „Es ist wichtig, die Strukturen vor Ort zu fördern“. So konnte zuletzt mit Hilfe von Spendengeldern ein Schulbauprojekt finanziell unterstützt werden. „Bildung ist der Schlüssel zu Frieden und Stabilität“, sagt Martin Domke.

Im Rahmen des Besuchs der kongolesischen Delegation in Herne fand an diesem Samstag eine Diskussionsrunde zum Thema „Politik und Menschenrechte im Kongo“ statt. „Die Politiker versprechen vor den Wahlen die schönsten Dinge, doch danach ist alles wieder vergessen“, zeigt sich Gustave Kabamba Ruguduka enttäuscht über nicht eingehaltene Wahlversprechen kongolesischer Politiker.

Ruguduka ist Superintendent des Kirchenkreises Bukavu. Die Lösung vieler Probleme sieht er in der Zivilgesellschaft. Seine Überzeugung: „Die Moral der Gesellschaft muss intakt sein“.