Herne/Bochum. . Im Prozess um die Ermordung einer neunfachen Mutter aus Herne haben die Aussagen von zwei Zeuginnen Zweifel am Geständnis des Angeklagten geweckt.
Im Prozess um die Ermordung einer neunfachen Mutter aus Herne ist der Angeklagte am Freitag erstmals in Erklärungsnot geraten. Die Richter vermuten, dass das Geständnis von Sascha K. nicht ganz richtig ist.
Vor dem Schwurgericht mussten zwei Nachbarinnen aussagen, die den Mord möglicherweise live mitgehört haben. Beide Frauen waren am 21. Oktober 2012 im Hausflur, als es plötzlich einen lauten Schrei gab. Danach war wieder alles still. „Ich habe erst gedacht, die haben sich einen Papagei angeschafft“, sagte eine der Frauen im Zeugenstand. Die andere Nachbarin war sich dagegen sofort sicher: Das kann nur eine Frau gewesen sein.
Brisant sind die Aussagen vor allem deshalb, weil die neunfache Mutter nach Angaben ihres Ehemannes zu diesem Zeitpunkt schon rund zwölf Stunden tot gewesen sein müsste. Hat Sascha K. also gelogen? Richter Josef Große Feldhaus ist auf jeden Fall skeptisch: „Es macht keinen guten Eindruck, wenn man eine Einlassung hat, die sich widerlegen lässt.“
Fraglich ist auch, ob es stimmt, dass die 38-jährige Mutter in der angeblichen Tatnacht die ganze Zeit vor dem Computer saß. Die Internet-Verbindung wurde auf jeden Fall gegen 20 Uhr unterbrochen und erst am nächsten Morgen wieder aufgebaut.
37-Jähriger verweigert Aussage
Obwohl seine Glaubwürdigkeit auf dem Spiel steht, will sich der 37-Jährige nicht weiter zu den Vorwürfen und Widersprüchen äußern. Auch Bruder und Schwägerin wollen den Richtern nicht helfen. Sie machten am Freitag von ihrem Schweigerecht Gebrauch. Spurlos geht die Familientragödie aber auch an ihnen nicht vorbei. Während sie im Prozess noch gefasst waren, flossen später bittere Tränen.
Schon jetzt steht fest, dass der Mordprozess in die Verlängerung geht. Die Richter haben inzwischen weitere Verhandlungstage bis Anfang Juli festgelegt.
Sascha K. hat gestanden, seine Frau im September 2012 mit einem Stich ins Herz getötet zu haben. Die Leiche war einen Monat später in einem Abrisshaus an der Riemker Straße gefunden worden.