Herne. . Die Mitarbeiter der Wanne-Herner Eisenbahn (WHE) sind nicht bereit, erneut auf Geld zu verzichten, um das angeschlagene städtische Logistikunternehmen in Herne zu unterstützen. Das hat die Verdi-Betriebsgruppe bei der WHE beschlossen.
Laut eines Gutachtens seien finanzielle Einbußen der Belegschaft nicht zwingend erforderlich, begründen die WHE-Betriebsräte Winfried Kohs und Günter Strobel auf Anfrage der WAZ.
Zur Erinnerung: Weil die Stadtwerke-Tochter rote Zahlen schreibt, hat die WHE-Geschäftsführung den seit Jahren bestehenden Zusatztarifvertrag für die 116 Mitarbeiter gekündigt. Sie will dadurch noch rund 300 000 Euro Personalkosten jährlich einsparen und dafür unter anderem Zusatzleistungen streichen. Verdi und Betriebsrat schlugen Ende 2012 Alarm und gingen auf die Barrikaden. Außerdem beauftragten sie in Absprache mit der Geschäftsführung ein Gutachten, das die Notwendigkeit der Einschnitte beim Personal überprüfen sollte.
Die Ergebnisse der Essener Wirtschaftsprüfer liegen nun vor. Laut Papier, sagt Betriebsratschef Winfried Kohs, bestehe bei der WHE keine Insolvenzgefahr, außerdem sei die Liquiditätslage gut. Nicht zuletzt: Gäbe es am Westhafen die geforderten Einschnitte, könne die WHE laut Gutachten in diesem Jahr in die schwarzen Zahlen, ohne Einschnitte erst 2015. Letzteres dürfte den Stadtwerken Herne nicht gefallen, die als Mutterkonzern die Verluste ausgleichen müssen; die Belegschaft aber kann damit offenbar leben.
Das Gutachten, begründet Betriebsrat Strobel, zeige schwarz auf Weiß, dass Kürzungen beim Personal nicht zwingend notwendig seien. Das sei ein „eindeutiges Ergebnis, daran sollten sich beide Seiten halten“. Nicht zuletzt, ergänzt Betriebsratskollege und Verdi-Vorstandsmitglied Kohs, habe die Belegschaft fünf Jahre lang zur Stützung des Unternehmens bereits auf reichlich Geld verzichtet, pro Mitarbeiter durchschnittlich rund 25 000 Euro. Nun sei es genug.
Tarifvertrag wieder in Kraft setzen
Nach dem Ergebnis der Wirtschaftsprüfer fordern Betriebsrat und Verdi die Chefetage auf, den Tarifvertrag wieder in Kraft zu setzen. Sollte sie das ablehnen, will sich die Verdi-Betriebsgruppe „geeignete gewerkschaftliche Mittel“ überlegen. Heißt auch: Die Lage am Westhafen bleibt angespannt. Und doch: Strobel und Kohs betonen, dass die Mitgliederversammlung für Gespräche mit der Geschäftsführung über die Realisierung des Wirtschaftsplanes zur Verfügung stehe.
Und wie kommentiert die Wanne-Herner Eisenbahn das Gutachten? Sie will gegenüber der WAZ keine Stellungnahme abgeben. Man sei weiter in Verhandlungen, begründete WHE-Sprecherin Angelika Kurzawa.