Arme Socke. Kein anderes Kleidungsstück wird täglich mit Füßen getreten. Auf der Bühne bei Flottmanns konnte sie nun zeigen, was in ihr steckt. „Gesocks - eine psychomediale Sockenperformance“ lädt die Socke mit schrägem Humor auf. Der Zuschauer ist gewarnt, empfängt ihn doch zum Auftakt, begleitet von sanfter Live-Musik, einlullendes Psycho-Geschwätz: Ihr Leben ist ein Geschenk! Entspannen sie sich! Was folgt, ist ein Stück absurdes Figurentheater mit medienkritischem Gehalt und unverfrorenem Charme. Experimentierfreudige Musiker und Schauspieler richten in vergnügtem Teamwork eine Collage aus Bildern an, die im visuellen und dem Klanggedächtnis des Fernsehzuschauers verankert sind - sie spielen mit Versatzstücken der über die Mattscheibe vermittelten Wirklichkeit.

Socken mit Eigenleben

Zu Beginn schlüpfen menschliche Hände in die kurzen Strümpfe und schenken ihnen Eigenleben - das Fernseh-Spiel beginnt, eine Tuba intoniert die Erkennungsmelodie der Schwarzwald-Klinik und versetzt den Zuschauer in einen Film, der vor Jahrzehnten begann und die deutsche Fernseh-Routine abspult. Auf fünf Bildschirmen in der Mitte der Bühne agieren die putzig ausstaffierten Socken und verkörpern allerlei TV-bekannte Prominenz aus Politik und Unterhaltung. Für weitere Wiedererkennungs-Effekte sorgen Sende-Formate, die sich als feste Größen im Programmablauf etabliert haben: Das Wort zum Sonntag, Nachrichten, Lottozahlen, das Sport-Studio inklusive Torwandschießen. Showmaster-Legende Thomas Gottschalk, mit wirrem Haarschopf und einem Gesicht, das nur aus einem lächerlich weit aufgerissenem Mund zu bestehen scheint, begegnet Adolf Hitler mit markantem Oberlippenbart, sein Mund schnarrt ein energisches „Grrrüß’ Euch, Herr Gottschalk“. Die Ansprache eines nuschelnden Fernseh-Pfarrers plätschert ans Ohr, danach braust Orgelklang auf und übertönt den leiernden Gesang der Gemeinde. In der Schwarzwaldklinik wird ein Kind geboren, das bei „Deutschland sucht den Superstar“ seine Talente überschätzt und Dieter Bohlen mit einer schrillem Version des Mega-Hits „I will always love you“ quält.

Musiker des Jazzwerk Ruhr setzen die Sockenperformance gekonnt und mit spitzbübischem Lächeln in Szene. Zur anspielungsreichen Lautmalerei werden Keyboard, Percussion, Trompete und Tuba eingesetzt. Die musikalische Umsetzung ist besser, weil sinnfälliger gelungen als die textliche, die dem Unsinn allzu freien Lauf lässt. Zudem sprechen die beiden Schauspieler hinter den Bildschirmen in einigen Szenen, als hätten sie, pardon, ein Wollknäuel im Mund. Und dort ist die Socke am falschen Platz.