Den Roman „Vier Arten, die Liebe zu vergessen“ empfiehlt Buchhändlerin Elisabeth Röttsches ihren Kunden gern: „Ein Buch, das gut tut“, charakterisiert sie es. Jetzt kam Autor Thommie Bayer zur Lesung nach Herne in die Alte Druckerei.

Den Roman „Vier Arten, die Liebe zu vergessen“ von Thommie Bayer empfiehlt Buchhändlerin Elisabeth Röttsches ihren Kunden gern. Den Charakter dieser Prosa brachte sie zum Auftakt der Autorenlesung in der Alten Druckerei auf einen knappen Nenner: „Ein Buch, das gut tut.“ Denn Bayers literarische Welt erlaubt dem Leser mühelose Orientierung im deutschen Alltag der Gegenwart, die Eitelkeiten, Empfindlichkeiten und verschwiegenen Lebenslügen der Figuren sind seiner Generation vertraut.

Gelassen und unaufgeregt

Bayers Sprache ist anschaulich und klar, der Grundton gelassen und unaufgeregt; der Autor gibt keine Rätsel auf, er erzählt eine Geschichte. Thommie Bayer hat viele kreative Talente. Bevor er sich seit den achtziger Jahren auf die Schriftstellerei konzentrierte, war er bereits als Musiker und Bandleader erfolgreich („Ich hol Dir keine Sterne mehr vom Himmel“).

In Herne las Bayer zunächst eine lange Passage aus seinem 2012 erschienenen Roman, begleitet von Schmunzeln auf den Gesichtern im Publikum. Im Denken und Fühlen seiner Hauptpersonen - vier ehemalige Schulfreunde, die sich als Mittvierziger bei der Beerdigung ihrer Lehrerin wiedersehen - erkannten manche Zuhörer vertraute Muster; Bayer erkennt und benennt, aber er stellt nicht bloß. Das Quartett beschließt, sich noch einmal zu treffen, auf ein Wochenende in Venedig. Dort entgleiten ihnen ihre Masken, dahinter kommen Wahrheit und Scheitern zum Vorschein - und vor allem die Frage, warum sie alle, wenn auch jeder auf seine Weise, an der Liebe gescheitert sind.

Publikumsfragen

Im Anschluss gab der 60-jährige Autor, der in Süddeutschland aufwuchs und an der Kunstakademie Stuttgart in den siebziger Jahren freie Malerei studierte, bereitwillig Auskunft auf Fragen aus dem Publikum. Zu dessen Vergnügen plauderte Bayer unverstellt aus dem Nähkästchen des Schriftstellers, der auch nicht täglich aus der Überfülle blendender Ideen schöpft: „Das ist nicht nur genialisch“, charakterisierte der Schriftsteller mit sanfter Ironie seine Arbeit - wenn ihm täglich sechs, sieben Seiten gelingen, dann sei er gut vorangekommen. Bei seinen vier Roman-Hauptpersonen habe ein „charakterlich ausgebeuteter Freund“ Pate gestanden, der den Figuren seine Eigenschaften lieh, verriet Bayer.

Das anspruchsvolle Feuilleton ist nicht jedem Werk des vielseitigen Bayer wohlgesonnen, dessen Roman „Eine kurze Geschichte vom Glück“ 2007 für den Deutschen Buchpreis nominiert war. Doch schätzen die zahlreichen Freunde seiner Romane das Gefühl, bei der Lektüre keine Schwerarbeit im literarischen Steinbruch leisten zu müssen.

Bis 8. Mai sind in der Alten Druckerei Fotografien des Künstlerbund-Mitglieds Jörg Jeske zu sehen.

Der Herner stellt unter dem Titel „Sehnsucht nach Meer“ 46 Arbeiten vor, die im Laufe von zehn Jahren im Rahmen der „Meerzeit-Serie“ in der Mehrzahl an der deutschen Nord- und Ostseeküste entstanden sind.

Die stimmungsvollen Aufnahmen setzen nicht nur die herbe Schönheit der Küsten ins Bild. Sie inszenieren auch die Landschaft als einen Ort, der den Gefühlen des Betrachters Raum gibt und damit zu inneren Entdeckungen einlädt. Nähere Informationen: www.joergjeske.de.