„Das ist ein weiteres Stück aus dem Tollhaus“, sagt DGB-Regionsgeschäftsführer Jochen Marquardt zu den aktuellen Meldungen zur schärferen Überprüfung von Hartz IV-Empfängern. Während die Prüfung von Steuergangstern und Spekulanten regelmäßig zurückgestellt oder als nicht machbar eingeordnet würden, sollen die Kontrollen von Arbeitslosen weiter verschärft werden. Der Generalverdacht gegen die Erwerbslosen stößt auf deutliche Kritik beim DGB. Kaum werde bekannt, dass es Milliarden an hinterzogenen Steuern gebe, werde eine neue Hatz auf diejenigen eröffnet, die bereits größte Probleme in der Gestaltung ihres Lebens und bei der Suche nach neuen beruflichen Perspektiven hätten.
Sattsam bekannt sei mittlerweile, dass Arbeitslosigkeit krank mache und die allermeisten Betroffenen unter ungeheuren Druck setze. Sie jetzt auch noch in breiter Form der „Blaumacherei“ zu bezichtigen, sei unverfroren und schließe sich nahtlos an die Versuche vergangener Jahre an, die Erwerbslosen für ihre Situation selbst verantwortlich zu machen. Für Marquardt ist diese Entwicklung nicht zufällig, sondern geprägt von einem Menschenbild, dass einer solidarischen Gesellschaft völlig unangemessen ist. „Auch wenn es negative Beispiele gibt, dürfen nicht alle Betroffenen zu Faulpelzen gemacht werden.“ Doch anstatt eine Veränderung über ausreichende und qualitative Angebote für gute und faire Arbeit anzugehen, würden Wege eingeschlagen, Sündenböcke zu suchen, um von den tatsächlichen Herausforderungen abzulenken.