Herne. . Der Kabarettist und Poetry-Slammer Torsten Sträter begeisterte sein Publikum in den Flottmann-Hallen mit bissigem Zynismus und Geschichten aus seiner Kindheit. Viel Applaus von den Zuhörern
Torsten Sträter begeisterte am Mittwochabend das Publikum der Flottmann-Hallen mit seinem Programm „Selbstbeherrschung umständehalber abzugeben“. Der Mann mit schwarzer Mütze und schwarzem Humor war ein solcher Publikumsmagnet, das fünf Extra-Stuhlreihen aufgestellt werden mussten und trotzdem nicht alle in die Halle passten. In der Pause las Sträter deshalb einige seiner Texte noch mal in der Flottmann-Kneipe.
Dorfdisco der Literatur
Ursprünglich Poetry-Slammer, bindet Sträter bei seinen Soloauftritten die Texte – abgelesen von seinem ipad im Buchcover-Schutzumschlag – in Plaudereien mit dem Publikum, Kabarett- und Satire-Elemente ein. „Ich mach’ hier die Dorfdisco der Literatur“, sagt der gebürtige Dortmunder trocken. Mit seinen Texten beweist er eine überbordende Fantasie, einen feinen Sinn fürs Absurde und eine Vorliebe für Übertreibungen aller Art. So wird ein handtellergroßer Senffleck im Gesicht zum Unabhängigkeits-Statement und die Tanzpartnerin der 80er landet nach nicht vorgesehener Hebefigur im Deckenventilator.
Mit trockener, fast gelangweilter Sprechart liest er die wahnwitzigsten Geschichten vor. Meist zieht er dazu seinen eigenen Alltag, seine Kindheit, die 70er und 80er aber auch seine Familie und zahlreiche Exfreundinnen heran. Dabei kommt niemand so wirklich gut bei ihm weg, am wenigsten er selbst. So futtert er seiner Mutter die Fleischwurst weg und gibt seinen Sohn als seinen Schwiegervater mit Zwergenwuchs und Rückwärts-Vergreisung aus, um ihn in die Spielothek zu schmuggeln.
Sträter baut schnell das Publikum mit in die Show ein. Erstmal: „Woher kennt ihr mich überhaupt? Vom Poetry-Slam, von Dieter Nuhr oder TV Total? Handzeichen, bitte.“ Immer wieder lässt er das Saal-Licht hoch und runter dimmen und kommt sich dabei – nach eigener Angabe – vor wie David Copperfield. Auch ob jemand im Fußpflegesalon arbeitet oder sonst etwas zu beichten hat, will er von den Gästen wissen.
Dafür gibt er auch viel von sich preis. Zum Beispiel, dass er die Mütze nur trägt, weil er so viel schwitzt, dass er Fußball schon immer doof fand und seiner Meinung nach jeder Mal zur Darmspiegelung gegangen sein sollte. Seine Hobbys: Philosophie und Ballerspiele.
Nach dem zweistündigen Programm hat das Publikum immer noch nicht genug. Nach anhaltendem Applaus liest Sträter zwei Texte als Zugabe.