Herne. . Seit eineinhalb Jahren istThomas BrunsGeschäftsführer der Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW). Im Interview am Samstag zieht er eine Zwischenbilanz und blickt auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt in seiner Heimatstadt.

Seit eineinhalb Jahren ist Thomas Bruns Geschäftsführer der Herner Gesellschaft für Wohnungsbau (HGW). Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann zieht er eine Zwischenbilanz und blickt auf den Wohnungs- und Immobilienmarkt in seiner Heimatstadt.

Wenn Sie von der HGW ein Vorher-Nachher-Bild zeichnen würden. Wie sähe es aus?

Bruns: Als ich anfing, habe ich ein Unternehmen vorgefunden, das gut sortiert und gut im Markt unterwegs war...

...aber?

Es hat nicht das Beste aus seinen Möglichkeiten gemacht. Ich habe dann gemeinsam mit den Mitarbeitern Stärken und Schwächen des Unternehmens analysiert und Handlungsfelder identifiziert.

Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?

Die Wahrnehmung der HGW als Vermieter war nicht optimal. Und unsere Leerwohnungen waren nicht immer im angemessenen Zustand. Deshalb haben wir beschlossen, die leer stehenden Wohnungen zunächst marktgerecht zu renovieren und sie erst dann anzubieten. Wenn ein Interessent sich eine Wohnung anschaut, will er keine Tapetenfetzen an den Wänden oder heraushängende Kabel sehen. Er will sofort wissen, was er bekommt.

Zeigt die Strategie Wirkung?

Ja. Wir hatten im Sommer 2011 einen Leerstand von fast 200 Wohnungen, das entspricht einer Leerstandsquote von sieben Prozent. Mitte 2012 hatten wir den Leerstand dann auf 3,3 Prozent reduziert. In diesem Erfolg spiegelt sich vor allem wider, dass die Mitarbeiter sehr motiviert sind und die Strategie sehr sachkundig umsetzen. Dazu gehört auch, dass wir den Kundenbereich personell verstärkt und den Technikbereich neu ausgerichtet haben. Das hat unter anderem dazu geführt, dass wir die Bearbeitungszeit für die Wohnungsinstandsetzung senken konnten.

Wie sehen Sie den Wohnungsmarkt in Herne? Wenn man die Zeitungsanzeigen anschaut, bekommt man den Eindruck, dass Mieter die freie Auswahl haben.

Genau so ist es. Im Grunde genommen gibt es für fast jede Nachfrage ein passendes und ausreichendes Angebot. Deshalb ist ja auch neben der Lage der Zustand einer Wohnung immer entscheidender bei der Vermietung. Gute, sprich renovierte Wohnungen in guten Lagen bekommen wir sehr schnell wieder vermarktet. Da hat sich unter den Wohnungsgesellschaften und den Genossenschaften fast so etwas wie ein Qualitätswettbewerb um die Mieter aufgeschaukelt.

Und die werden immer weniger auf Grund des demografischen Wandels...

Einerseits ja, andererseits wird dies aber durch eine steigende Zahl von Singlehaushalten etwas kompensiert. Auch Senioren, die weit jenseits des Renteneintritts sind, wollen noch in den eigenen vier Wänden leben. Dafür müssen wir ebenfalls Angebote bereitstellen. Also unter der Schwelle eines Altenheims, aber altengerecht, barrierefrei und mit der Option, Serviceleistungen in Anspruch zu nehmen. Dabei machen wir auch die Beobachtung, dass manche Interessenten ihr Eigenheim verlassen, weil sie es nicht mehr pflegen können. Sie wollen zentraler wohnen, mit einer guten Infrastruktur und passenden Angeboten. Mit dem Mehrgenerationenwohnen am Stratmannsweg haben wir bereits reagiert.

Welche Entwicklungen gibt es auf dem Herner Wohnungsmarkt?

Aus meiner Sicht fehlt noch hochwertiger Mietwohnungsbau. Hier hat Herne Nachholbedarf. Für eine gute Qualität in einer guten Lage ziehen auch Leute aus anderen Städten zum Wohnen in unsere Stadt. Deshalb sollten bestehende Quartiere mit guter Infrastruktur durch Nachverdichtung und qualitative Bestandsverbesserungen weiterentwickelt werden. Neubauten am Stadtrand sind da keine Lösung. Daneben müssen schlechte Objekte in schwachen Lagen ohne Revitalisierungschancen wohl peu à peu vom Markt genommen werden.

Das dürfte aber nicht einfach umzusetzen sein.

In dieser Hinsicht haben wir den Vorteil, dass sich die Akteure in der Herner Arbeitsgemeinschaft der Wohnungswirtschaft zunehmend vernetzen und bei Stadtplanung und Quartiersentwicklung an einem Strang ziehen.