Herne. . Neun Senioren besuchten nun das Haranni-Gymnasium in Herne. In Kleingruppen diskutierten die Besucher mit Neuntklässlern über ihr Leben im Nationalsozialismus. Ein Besuch.
Der Zweite Weltkrieg, dafür sorgt der Geschichtsunterricht, ist auch nach rund 70 Jahren noch immer präsent. Mit Hilfe der Schulmaterialien lernen die Schüler, wie es zur NS-Schreckensherrschaft kommen konnte – und welche Folgen sie hatte. Das Haranni-Gymnasium bot ihren Schülern nun zum dritten Mal einen anderen Blick auf diese Zeit: Neun Senioren, allesamt Zeitzeugen, besuchten die Schüler der neunten Klassen. In der Aula kamen sie ins Gespräch.
„Geschichte ist auf diesem Wege nicht so trocken, sondern sie zeigt den Schülern auf einer persönlichen Ebene, was damals passiert ist“, so Geschichtslehrer Holger Grebing zum Hintergrund des Besuchs. Wichtig: Einen Vortrag sollten die Senioren nicht halten, sondern mit Schülern in kleinen Gruppen diskutieren. „Es dürfen auch kontroverse Themen aufgeworfen werden“, betont Horst Spiekermann, der sich seit sechs Jahren darum kümmert, dass Zeitzeugen ans Haranni kommen.
Es geht um Ehrlichkeit
Aber vor allem, fügt er an, soll aus dem Leben der damaligen Zeit berichtet werden: „Schüler sollen begreifen, dass so etwas wie damals nie wieder passieren darf.“ Jede Generation, sagt er, mache ihre eigenen Fehler, „doch dürfen die alten nicht wiederholt werden“. Und es gehe um Ehrlichkeit. Egal, ob jemand negative oder positive Erlebnisse zu berichten habe: Beides sei erwünscht, sagt Spiekermann. Und so kommt es auch. „Hätte der Krieg einige Wochen länger gedauert, so wäre meine Mutter von den Nazis erschossen worden“, berichtet Franz Nott. Rudi Klix weiß auch Positives zu erzählen: „Überall gab es die gleichen Preise für Lebensmittel und andere Gegenstände, und so gut wie jeder hatte wieder Arbeit bekommen.“ Erst mit der Judenverfolgung, betont er, „wurde uns das wahre Gesicht der Nazis gezeigt“.
Aufmerksame Zuhörer
Die Schüler hörten aufmerksam zu. So auch Saskia Hartmann: „Es ist wahnsinnig interessant zu hören, was diese Menschen alles erlebt haben und woran sie sich noch erinnern können“. So interessant diese Veranstaltung ist, so wird sie nicht mehr allzu lange stattfinden. „Irgendwann wird das Projekt auslaufen, da es bereits jetzt schwieriger wird, neue Sprecher zu finden“, sagt Spiekermann. In erster Linie profitierten Schüler von dieser Veranstaltung, doch auch die Lehrer wüssten es zu schätzen, wenn Zeitzeugen erzählten. „Es ist eine andere Herangehensweise an das Thema NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg. Es ist wichtig, Zeitzeugen darüber berichten zu lassen“, sagt Alexander Schenk, Geschichtslehrer.