Wanne-Eickel. . 76 Meter ragt er in den Himmel, rund 36 000 Tonnen ist er schwer: der ehemalige Förderturm der Schachtanlage General Blumenthal 11 an der Kastanienallee. In den kommenden vier Monaten wird sich der stumme Zeuge des Bergbaus verabschieden.

Er ist ein Koloss aus Stahlbeton. 76 Meter ragt er in den Himmel, rund 36 000 Tonnen schwer: der ehemalige Förderturm der Schachtanlage General Blumenthal 11 an der Kastanienallee. In den kommenden vier Monaten wird sich der stumme Zeuge des Bergbaus verabschieden. Nicht mit einem lauten Knall, wie die Kohlenverladung im vergangenen August, sondern mit einem stetigen und dumpfen Klopfen - dem Geräusch der Abrissbirne.

Nach den ursprünglichen Planungen sollte Dynamit den Turm flachlegen. Die Verantwortlichen entschieden sich dagegen, nachdem sie die Daten ausgewertet hatten, die Sensoren bei der Sprengung der Kohleverladung gesammelt hatten. Die sogenannte „Erschütterungsprognose“ offenbarte, dass die Anwohner in Sicherheit gebracht werden müssten. Und wer weiß, wie die Teller in den Schränken gehüpft wären, wenn der Turm aufgeschlagen wäre. „Das Risiko war uns zu hoch“, sagt Konstantin Montemor von RAG Montan Immobilien.

Die Alternative: konventioneller Abriss. Seit Anfang der Woche ist er im Gange. Der Aufwand darf als „erheblich“ beschrieben werden. Um dem Turm beizukommen, braucht man Spezialgerät: einen Bagger, von dem nur zwei Exemplare in ganz Europa existieren. Der hat selbst gigantische Ausmaße. 15 Tieflader brauchte es, um ihn, zerlegt in Einzelteilen, von seinem letzten Einsatzort Basel nach Wanne-Süd zu transportieren.

Schutt dient zur Schachtverfüllung

Inzwischen bearbeitet der Bagger den Förderturm. Immer wieder klopft die drei Tonnen schwere Abrissbirne aus Stahl gegen den Beton, die ersten Löcher sind zu sehen. Baggerführer Hans-Jürgen Feldmann ist sich nicht ganz sicher, was ihn in den kommenden Wochen erwartet. Er werde versuchen, dem Koloss ein Stück von seiner Höhe zu nehmen. Erst dann kann der Bagger seine ganze Kraft entfalten. „Dann arbeite ich mich Etage für Etage nach unten“, erläutert er, wobei ihm ein Mitarbeiter per Funk sagt, wie und wo er die Abrissbirne am besten ansetzt.

In rund vier Monaten dürfte der Riese in Richtung Boden geschrumpft sein. Sein Schutt verwandelt sich dann in einen Wertstoff: In einer Anlage wird er klein gebrochen und zur Verfüllung von Schachtanlagen in Duisburg und für eine Baustraße in Gelsenkirchen verwendet.

Auch wenn außerhalb des Geländes wenig zu sehen ist: Die Abräumarbeiten kommen schnell voran, von der Kohlenverladung ist nichts mehr zu sehen. Die ersten Anwohner haben sich darauf eingestellt. Ein Wanderfalkenpärchen ist zum Kraftwerkskühlturm umgezogen.