Wanne-Eickel. . Ein Fahrverbot für Lkw würde die Luftqualität im Wanner Norden erheblich verbessern. Allein: Die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid würden dadurch nicht entscheidend gesenkt. Das ist der Kern eines Gutachtens, das am Mittwoch der Politik vorgestellt wird.

Gerd Werner, Leiter des städtischen Umweltreferats, zeigt sich vom Ergebnis „ernüchtert und enttäuscht“. Er hatte auf eine „wirksame Lösung“ im Kampf gegen den Feinstaub gehofft, sagt er der WAZ.

50 Seiten stark ist das „Feinscreening Recklinghauser Straße in Herne“, das vom Ingenieurbüro simuPlan entwickelt wurde. Auftraggeber ist die Verwaltung. Hintergrund: Die Grenzwerte für krebserregenden Feinstaub, aufgezeichnet von der Messstation Recklinghauser Straße, wurden 2011 und 2012 an 67 beziehungsweise 70 Tagen überschritten; erlaubt sind maximal 35 Überschreitungstage. Probleme bereitet auch der Schadstoff Stickstoffdioxid: 2011 wurde eine mittlere Konzentration von 50 Mikrogramm/Kubikmeter gemessen; zulässig sind maximal 40 Mikrogramm.

Hintergrundbelastung zu groß

Ob dieser Zahlen hat die Stadt zahlreiche Gegen-Maßnahmen geprüft, einige auch umgesetzt, darunter eine regelmäßige Bewässerung der Recklinghauser Straße. Ein Befreiungsschlag aber gelang ihr nicht. Die Stadt hat deshalb auf das Gutachten gesetzt. Vergeblich: Das belegt nun schwarz auf Weiß, dass ein Großteil der Schadstoffe nicht auf den Verkehr zurückzuführen ist.

50 Prozent des Stickstoffdioxids wird demnach durch die so genannte Hintergrundbelastung – also gerade auch der Industrie – verursacht, beim Feinstaub sind es sogar 80 Prozent. Der Anteil des Verkehrs an der Stickstoffdioxid-Belastung beträgt dagegen „nur“ 42 Prozent, beim Feinstaub sind es lediglich 16 Prozent.

Wichtig: Lkw über 3,5 Tonnen, so das Gutachten, sind für etwa 65 Prozent der Stickstoffdioxid-Werte des Verkehrs in dem Bereich verantwortlich und für 52 Prozent der Feinstaubwerte. „Ein Durchfahrtverbot für Lkw würde daher zu einer deutlichen Verbesserung der Luftqualität führen“, schreiben die Gutachter; so könnte das Stickstoffdioxid-Belastungsniveau um etwa 7 Mikrogramm/Kubikmeter gesenkt werden, auch fielen beim Feinstaub circa elf bis 13 Überschreitungstage weniger an. Die Grenzwerte blieben aber weiter überschritten.

Die Kernbotschaft für Gerd Werner, Chef im Umweltamt der Stadt, heißt nun: „Die Luftbelastung ist ein großräumiges Problem, das auch großräumig angegangen werden muss.“ Die Stadt dagegen habe all das, was im Kampf gegen den Feinstaub möglich ist, ausgeschöpft. „Aus eigener Kraft werden wir 35 Überschreitungstage nicht einhalten“, stellt er klar.