Herne. . Frauen verdienen nicht nur weniger als Männer, sie sind auch in Führungsjobs unterrepräsentiert. Das gilt auch in der Stadtverwaltung Herne, wie aus dem neuen Frauenförderplan hervorgeht.
Die Zahlen im neuen städtischen Frauenförderplan sind in einigen Bereichen erschreckend, doch ihren Humor hat Bettina Szelag trotzdem nicht verloren: „Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen“, zitiert die CDU-Stadtverordnete Loriot alias Vicco von Bülow.
Der Frauenförderplan 2010 bis 2012 versuche, das Gegenteil dieser These zu beweisen, so Szelag. Doch ein Blick in diese seit 1993 im Drei-Jahres-Rhythmus von der Gleichstellungsbeauftragten erstellten Bestandsaufnahme zeigt: Die Gleichstellung von Männer und Frauen ist vor allem auf der Führungsebene noch immer eine große Baustelle.
„Die Entwicklung schreitet im Schneckentempo voran“, so das Fazit der Gleichstellungsbeauftragten Sabine Schirmer. Trotz einer Vielzahl eingeleiteter Maßnahmen komme es stellenweise noch immer zu Benachteiligungen von Frauen.
Frauen stehen in der zweiten Reihe
Tina Jelveh (Grüne) formuliert es mit Blick auf den Frauenförderplan zugespitzter: „Es sind nur wenig Verbesserungen festzustellen.“ Zu viele Frauen stünden in der zweiten Reihe. Andere Städte seien deutlich weiter als Herne, sagt die Bürgermeisterin und verweist auf das Beispiel München. Die bayrische Landeshauptstadt habe eine konkrete Zielvereinbarung geschaffen. Mit der Folge, dass 47 Prozent der Führungspositionen in München von Frauen besetzt würden. Bei den Fachbereichsleitungen in Herne habe die Quote dagegen im Sommer 2012 bei 4,3 Prozent gelegen: „Das ist kein gutes Zeugnis für Herne“, so Jelveh. Die Politik müsse sich aber auch an die eigene Nase fassen.
Das sieht Bärbel Beuermann (Linke) ebenfalls so. Zur Durchsetzung der Forderung nach Gleichstellung müsse auch über Sanktionen und eine Verschärfung des Landesgleichstellungsgesetzes nachgedacht werden, fordert die Stadtverordnete. Und Manuela Lukas (SPD) prophezeit: „Vor uns liegt ein Weg der vielen kleinen Schritte.“ Auch die Sozialdemokratin macht eine Anleihe bei einem Prominenten. Und zwar bei Oscar Wilde, der einst zu dem Schluss kam: „Der wachsende Einfluss von Frauen ist das einzig Beruhigende in unserem heutigen politischen Leben.“
1 Frau findet sich zurzeit im fünfköpfigen Verwaltungsvorstand: Bildungs- und Kulturdezernentin Gudrun Thierhoff (Grüne).
2 von 23 Fachbereichsleitungen der Stadt sind in weiblicher Hand. Zu diesen beiden „Exotinnen“ zählt übrigens auch die Gleichstellungsbeauftragte. Weitere Frauenquoten: 8 von 21 bei den stellvertretenden Fachbereichsleitungen (38,1 Prozent) und 13 von 43 bei den Abteilungsleitungen (30,2 Prozent).
5 Frauen sind im mittleren Dienst der Feuerwehr beschäftigt (8,8 Prozent). Vor zwei Jahren waren es nur drei. Hauptgrund sei die geringe Anzahl von Bewerberinnen, heißt es im Frauenförderplan. Im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst gibt es eine Frau und 16 Männer.
13,2 Prozent beträgt der Frauenanteil bei den Beamten im Höheren Dienst der Stadt (vier von 39). Die Zielquote liegt bei 25,6 Prozent.
32 weiblichen Auszubildenden stehen bei der Stadt 39 männliche gegenüber (45 Prozent).