Herne. . Der Humorist Jürgen von Manger wäre heute 90 Jahre alt geworden. Der Bochumer Musikverlag Roof Music hat sein Werk in seinem Programm. Noch immer gibt es unveröffentlichte Dokumente

Er war kein Herner, nicht einmal ein Kind der Ruhrgebiets, und trotzdem ist Jürgen von Manger mit seiner Figur Adolf Tegtmeier so etwas wie eine Ikone des Reviers geworden. Für Herne ist er von besonderer Bedeutung: von Manger wohnte bis zu seinem Tod 1994 am Hölkeskampring. Am Mittwoch wäre sein 90. Geburtstag. In seinen Bühnenprogrammen lebt der Schauspieler und Humorist weiter. Der Bochumer Musik-Verlag Roof Music hat die Klassiker auf CDs verewigt.

„Ich bin seit meiner Kindheit großer Jürgen von Manger-Fan“, erklärt Roof-Music-Geschäftsführer Bernd Kowalzik. „Irgendwann fiel mir auf, dass es keine Platten mehr gab.“ Vinyl war vergriffen, CDs noch nicht erhältlich. So hörte sich Kowalzik bei den Plattenfirmen nach den Rechten um und stellte erschüttert fest: „Es gab da viele Mitarbeiter, die den Namen nicht mehr kannten.“

Von Manger in Herne besucht

Um die Rechte zu erwerben, wählte der Bochumer schließlich den kurzen Weg: Er suchte von Manger in Herne auf. Man lernte sich kennen und mochte sich. Kowalzik bekam die Rechte für alle Audio-Aufnahmen „und dazu zwei große Wäschekörbe voller Bänder. Dabei habe ich noch einige Schätze gefunden.“ Von Manger hatte sie selbst aufgenommen, „auf einem riesengroßen Grundig-Tonband“. Bei Auftritten und in einem schallgedämmten Raum in seinem Haus, so auch den berühmten „Schwiegermuttermörder“. Vieles ist im Laufe der Jahre bei Roof Music erschienen. Alben wie „Mensch bleiben“ oder „Dat is vielleicht ein Dingen“, „Dat soll mir erst mal einer nachmachen“, „Dönekes“ oder „Passt auf, ihr alten Heinis“, allesamt als CD und als MP3-Download erhältlich. Vor zehn Jahren, zum 80. Geburtstag hat Kowalzik mit „Wunderbar“ eine Box mit vier CDs und Booklet herausgegeben. „Wir haben nach wie vor unveröffentlichte Tondokumente in unserem Archiv, die wir gerne veröffentlichen wollen“, sagt er. Außerdem eine Reihe von Titeln, die bisher nur auf Vinyl existierten.

Ein Publikum sei da, es wachse sogar ein junges Publikum nach, „kabarettinteressierte Leute, die immer wieder die zeitlosen Tegtmeier-Klassiker hören“. Besonders das Ruhrgebiets-Kabarett habe von Manger geprägt, ob Dr. Stratmann, Herbert Knebel, Piet Klocke oder Kai Magnus Sting. Dass so viele Nachwuchskünstler sich seit 1997 um den „Tegtmeier“-Preis bemühen, ist für den Musikverleger, der den Wettbewerb mit ins Leben gerufen hat, ein weiterer Beleg für dessen Bedeutung. Ehrenpreisträger wie Helge Schneider oder Hape Kerkeling seien stolz darauf, sich in von Mangers Tradition zu erleben. Sogar die Ultimative Chart Show von RTL hat den Humoristen entdeckt. Nachdem er 2007 „beliebtester Comedian“ war, belegte er im Dezember mit seinen „Stegreifgeschichten“ Platz 8 der Liste „50 Jahre Charts - Die Alben“ - gleich nach Adele und vor Genesis.

Jürgen von Manger wird am 6. März 1923 in Koblenz geboren.
Seine Karriere beginnt er nach dem zweiten Weltkrieg als Schauspieler in Hagen.
Im komischen Charakterfach
ist er ab 1947 in Bochum und ab 1950 in Gelsenkirchen zu sehen.
Silvester 1961 läuft die erste Radiosendung im Ruhr-Dialekt.
Tegtmeiers Reisen wird ab 1972 im ZDF gesendet.
„Bottroper Bier“ heißt 1977 seine Parodie von „Griechischer Wein“, gefolgt 1987 von „Dat bisken Frühschicht“
Jürgen von Manger stirbt 1994 in Herne.