Herne. . Trotz Flüsterasphalt und neuer Schallschutzmauern: Anwohner der A42 in Herne beklagen sich weiterhin über Lärm an der Autobahn. Ein Besuch bei Dagmar Mattheis, Klaus Bahl und Cornelia Schütz-Bahl.

Eigentlich sollte Ruhe einkehren in den Stadtteilen, die sich um die Autobahn 42 schlängeln. Eigentlich. Denn Cornelia Schütz-Bahl, ihr Mann Klaus und Nachbarin Dagmar Mattheis fühlen sich gestört. Gestört vom Lärm, verursacht durch Tausende Autos, Lkw und Motorräder, die täglich den Emscherschnellweg befahren. Zwischen den Wohnungen der beiden Familien auf der Yorckstraße in Horsthausen und der A42 liegen etwa 500 Meter Luftlinie. „Im Winter hält sich der Lärm in Grenzen, besonders wenn Schnee liegt, ist es recht ruhig. Aber im Sommer ist es kaum auszuhalten“, berichtet Cornelia Schütz-Bahl.

Wann genau der Straßenlärm am lautesten ist, das können die Anwohner nicht nachvollziehen: Womöglich liege es an der Windrichtung. Klar ist nur: Sie halten den Lärm kaum noch aus.

Dabei hatte die zuständige Behörde, der Landesbetrieb Straßen.NRW, erst vor wenigen Jahren damit begonnen, Flüsterasphalt zu verlegen und die Schallschutzmauern zu erneuern. Doch diese Maßnahmen hätten alles nur noch schlimmer gemacht, sagen die drei Anwohner im Gespräch mit der WAZ.

Das Problem: Zwischen Herne-Horsthausen und Herne-Börnig gibt es derzeit keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Während auf anderen Autobahnabschnitten der A42 mobile Streckenbeeinflussungsanlagen die Geschwindigkeit regulieren, haben Kraftfahrzeuge zwischen Horsthausen und Börnig freie Fahrt.

Ein Tempolimit wäre die Lösung

Die betroffenen Anwohner sind sich sicher: Eine dauerhafte Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 80, das wäre die Lösung. Als positives Beispiel nennen sie das Tempolimit auf der A 40. Nicht, dass die beiden Familien in der Vergangenheit nicht aktiv geworden wären: Gemeinsam mit der Sodinger Bezirksbürgermeisterin Henny Marquardt und dem ehemaligen Anwohner Norbert Bähr haben sie sich mehrfach an die Politik und die zuständigen Stellen gewandt – leider ohne Erfolg. „Man ist es irgendwann leid“, klagt Cornelia Schütz-Bahl.

Für die Lärmschutzmaßnahmen zeichnet Straßen.NRW verantwortlich. Beschwerden anderer Einwohner seien in letzter Zeit nicht bei der Behörde eingangen. „Dieser Teil der A 42 ist bei uns derzeit nicht Thema“, berichtet Kathrin Heffe von Straßen.NRW. Allerdings ist der Landesbetrieb Straßenbau nicht für Geschwindigkeitsbegrenzungen zuständig: Die sind Sache der Bezirksregierung Arnsberg. Diese war für eine Stellungnahme mehrere Tage nicht erreichbar.

Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Stress: Darüber klagen Cornelia Schütz-Bahl und Klaus Bahl und Dagmar Mattheis. Seit über 20 Jahren wohnen sie in Horsthausen. Grundsätzlich fühlen sie sich wohl in dem kleinen Stadtteil. Trotzdem: Sollte sich an der Situation nichts ändern, denken sie sogar über einen Umzug nach. „Wenn Sie an einem lauen Sommerabend auf der Terrasse sitzen, den Feierabend ausklingen lassen wollen und sich dabei kaum unterhalten können, dann ist das beinahe unerträglich“, sagt Schütz-Bahl.

Die drei Anwohner sind keine notorischen Nörgler. Vieles, was in Herne passiert, um die Lebensqualität der Bürger zu steigern, finden sie gut. Dennoch wirken sie verzweifelt. Klaus Bahl bringt es auf den Punkt: „Was nützt mir die plätschernde Emscher, wenn ich nur den Lärm der Autobahn höre?“