Herne. . Die TV-bekannte Komikerin Carolin Kebekus gastierte am Freitagabend im ausverkauften Kuz in Herne. Das Publikum hatte seinen Spaß.

Boah ey. Im Kulturzentrum gelingt Komikerin Carolin Kebekus ein rasanter Auftritt, den sie natürlich geil nennt. Das Publikum ist hingerissen. Das fernsehbekannte Energiebündel mit Kölner Wurzeln tritt mit dem Vorsatz an: Gosse ist sexy – und dieses Schlagwort drückt ihrem Programm „Pussy Terror“ über weite Strecken den Stempel auf.

Das Motto ist dank intensiver Vorarbeit durch Fernseh-Formate wie „Dschungelcamp“ mehrheitsfähig, es markiert den Erwartungshorizont von 770 Besuchern – das Kulturzentrum ist ausverkauft. Und Kebekus bedient das Publikum ohne Hemmungen mit kalkulierten Tabubrüchen, ihr Witz ist, bezogen auf die Körperregionen, tiefer gelegt. Jenseits bekannter Themen wie Kirche, Köln und Karneval erobert sie der Comedy neue inhaltliche Herausforderungen wie Menstruation und Masturbation. Man muss nicht alles mögen, was sie auf der Bühne von sich gibt. Humor ist Geschmackssache – und wohl auch eine Generationenfrage.

Aber Kebekus’ Bühnenrepertoire ist breiter als die Gosse, aus der sie oft den Witz herauszieht. Denn in ihren besten Momenten macht sie richtig gutes Kabarett und legt den Finger auf die Wunde: FDP-Politiker Rainer Brüderle wird nach seiner dummen Bemerkung gegenüber einer Stern-Reporterin als Sexist verurteilt. Aber TV-Scharfrichter Dieter Bohlen darf einer 16-Jährigen ungestraft den demütigenden Satz „Singen kannst du nicht, aber du hast einen geilen Arsch“ ins Gesicht sagen, während die halbe Fernsehnation zuschaut. Das sitzt.

Donnernder Applaus

Carolin Kebekus weiß, wie Fernsehen funktioniert, ihre Karriere fußt auf dem Erfolg bei den privaten Sendern. Donnernden Applaus erntet sie mit der Bemerkung, Fernsehen werde nur noch von, mit und für Asoziale gemacht. Über diesen Satz aus ihrem Munde könnte man lange nachdenken, auch über den Beifall, aber dazu bleibt keine Zeit. Denn die Akteurin widmet sich wieder mit Leidenschaft und Witz ihrem Lieblingsthema, nämlich stereotypen Frauenbildern, von Werbung und Fernsehen ebenso unverdrossen vermittelt wie von Mädchen und Frauen gierig verschlungen. Dann keimt der Verdacht, dass sich Carolin Kebekus, das selbst ernannte Gossenweib, ebenso engagiert an Klischees und Geschlechterrollen abarbeitet wie manche Wortkünstlerin vor ihr. Dann hat sie nicht nur ein Schandmaul, dann hat sie etwas zu sagen.

Sie hat im Übrigen recht mit der Feststellung, dass Cellulite eine Frage der Beleuchtung sind. Daher: Mädels, macht das Licht aus. Auch das ist Emanzipation.