Herne. . Das City Center wird in der kommenden Woche 40 Jahre alt. Center-Managerin Sabine Pachtmann spricht im „Interview am Samstag“ über Anziehungskraft, Leerstand und den Branchenmix in Herne.
Vor 40 Jahren, am 28. Februar 1973, öffnete das City Center an der Bahnhofstraße. Es galt damals als erstes komplett überdachtes Einkaufszentrum in Deutschland. WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann sprach mit Sabine Pachtmann vom Center Management über die Bedeutung des Centers heute und die Aussichten für die Zukunft.
Vor 40 Jahren galt das City Center als Vorzeigeobjekt und war ein Magnet in der Herner Innenstadt. Doch die Magnetwirkung hat offensichtlich nachgelassen...
Pachtmann: ...die Zeiten haben sich allerdings auch gewandelt. Damals wurde noch richtig gebummelt, doch das gibt es heute nicht mehr. Eine Anziehungskraft haben wir aber trotzdem noch. Die Leute kommen gezielt zu unseren Geschäften. Und die verkaufsoffenen Sonntage zeigen uns, dass wir noch attraktiv sind. Dann besuchen uns Kunden aus anderen Städten regelmäßig. Und wir sind uns in all den Jahren treu geblieben: mit den integrierten Wohnungen einen Dorfcharakter innerhalb der Stadt zu schaffen.
Aber die Musik spielt woanders. Im Centro zum Beispiel oder im Ruhr-Park.
Tja, der Riegel, den die Landesregierung den Einkaufszentren auf der grünen Wiese vorschieben will, kommt leider zu spät. Aber es ist ein gutes Zeichen, dass die Filialisten sich wieder darauf konzentrieren, in die Innenstädte hineinzukommen.
Stellt sich die Frage, ob das City Center davon profitiert. Im Obergeschoss herrscht ja doch gähnende Leere.
In vielen Fällen ist es überhaupt schwierig, etwas zu füllen. Denken Sie nur an den Glückauf-Platz. An den Mieten liegt es jedenfalls nicht. Im Vergleich zu ähnlichen alten Einkaufszentren sind wir vergleichsweise preiswert. Und es ist ja nicht so, dass wir keine Anfragen hätten. Im Erdgeschoss sind wir demnächst wieder fast voll belegt. Im Übrigen: Leerstand kann man nie ganz verhindern.
Aber im Obergeschoss ist es etwas viel Leerstand.
Wir wollen den jetzigen Zustand unbedingt ändern. Wir haben die Vision, das Obergeschoss wieder zu füllen. Doch das geht nicht von heute auf morgen. Mit der Kette „New Yorker“ haben wir auch länger verhandelt, bis wir am Ziel waren. Es gibt Verhandlungen, aber am Ende muss die Mischung stimmen. Wir wollen an keiner einzigen Stelle „nur“ eine Notlösung. Wenn es am Ende einen Pächter geben sollte, soll er sofort anfangen können umzubauen. Dann wird das Obergeschoss den Wünschen des Pächters und der Nachfrage angepasst. Dann wird hoffentlich eine Lücke im Branchenmix in der Innenstadt gefüllt.
Hat Herne denn die richtige Mischung?
Ja und nein. Auf der einen Seite gibt es meiner Meinung nach zu viele Angebote im Tiefpreissegment. Auf der anderen Seite hat die City noch eine ganze Reihe von inhabergeführten Geschäften. Das hat Flair. Allerdings spielt sich Einkaufen eigentlich nur zwischen dem City Center und der Mayerschen Buchhandlung ab. Die Lösung der Hertie-Frage kann da nur von Vorteil sein. Das Haus sieht schlimm aus. Das ist ein trauriges Beispiel für den Niedergang eines Markennamens. Meiner Meinung nach müsste der Denkmalschutz weg, um die Entwicklung zu erleichtern.
Gibt es auch positive Zeichen in der Entwicklung?
Eindeutig ja! Die Ansiedlung von Zurbrüggen war das Beste, was Herne passieren konnte. Diese große Investition hat ein Interesse von Firmen an der Stadt ausgelöst. Selbst Makler aus den Niederlanden beobachten Herne.