Der erste Weg in Herne hatte die Familie Simmonds jedoch nicht zur Markgrafenstraße 1 geführt, sondern zum Shoah-Denkmal auf dem Willi-Pohlmann-Platz, auf das sie schon bei ihrer Internet-Suche gestoßen waren und auf dem auch die Namen von Gerda und Georg Riesenfeld festgehalten sind. „Es ist großartig, dass es hier so etwas gibt“, ist sich die Familie einig. „Das hatten wir zu Beginn unserer Spurensuche nicht erwartet.“ Ein weiteres Ziel der Familie war die Erinnerungstafel an der Schulstraße/Neustraße: Sie zeigt ein Foto der Schüler der jüdischen Volksschule - darunter als kleines Mädchen Erika Riesenfeld.
Den Weg zur Schulstraße brauchen die Simmonds nicht alleine zurückzulegen: Spontan hat der Historiker Ralf Piorr, der die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Herne aufgearbeitet hat, die Begleitung der Familie aus England übernommen. Und sie erfährt von ihm nicht nur viele allgemeine Hintergründe zur Shoah, sondern auch etwas über Susie Simmonds Tante: „Gerda Riesenfeld“, so Ralf Piorr, „hat damals die Aufgabe übernommen, die jüdischen Familien in Herne über die Möglichkeit der Kindertransporte zu informieren.“ Was für sie sicher auch kein einfacher Gang war, denn: Jede Familie durfte nur ein Kind im Alter bis zu 16 Jahren ausreisen lassen - letztlich mussten die Eltern damit bei mehreren Kindern entscheiden, welches von ihnen eine reelle Überlebenschance erhielt und welches nicht.
Wenn die Simmonds jetzt in ihre Heimatstadt Reading zurückkehren, nehmen sie eine Fülle an neuen Informationen und Eindrücken mit: „Mein Bruder und vor allem seine 13-jährige Tochter warten schon gespannt“, sagt Susie Simmonds.