Creditreform legt Zahlen für das vergangene Jahr vor. Geschäftsführerin Wolf von der Schuldnerberatung macht vor allem Einkommensarmut und Arbeitslosigkeit für den weiteren Anstieg verantwortlich.
Die Zahl überschuldeter Personen in Herne ist im vergangenen Jahr erneut angestiegen. Im Ruhrgebietsvergleich belegt Herne damit weiterhin Platz drei der Städte und Kreise mit den höchsten Schuldnerquoten. Das geht aus dem Schuldneratlas 2012 der Creditreform Unternehmensgruppe hervor.
Die Schuldnerquote berechnet sich aus der Anzahl überschuldeter Personen geteilt durch alle über 18-Jährigen. Im Jahr 2012 waren demnach 14,92 Prozent aller volljährigen Herner überschuldet. Umgerechnet sind das 20 690 Personen. Nur Duisburg (15,26 %) und Gelsenkirchen (16,24 %) wiesen eine höhere Schuldnerquote auf.
Hartz IV trotz Arbeitsplatz
Aus Sicht von Susanne Wolf, Geschäftsführerin der Herner Schuldnerberatung, gibt es für die erneut gestiegene Anzahl an Schuldnern in Herne vier Gründe: Einkommensarmut, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Scheidung. „Das geht durch alle Schichten“, sagt Wolf. Vor allem das Leben sei „deutlich teurer“ geworden. Damit meint Wolf nicht nur die höheren Lebensmittel- und Mietpreise, sondern auch die „überproportional gestiegenen Energiekosten“. Die parallel sinkenden Einkommen verschlimmerten die Situation zusätzlich: „Viele Menschen arbeiten und sind trotzdem auf Arbeitslosengeld II angewiesen.“ Ihr monatlicher Verdienst reiche nicht mehr aus, um die Lebenshaltungskosten zu bestreuten. Daher gebe es auch mehr überschuldete als arbeitslose Herner. Ein weiteres Problem einkommensschwacher Haushalte sei etwa, dass sie sich keine Energiespargeräte oder gut isolierte Wohnungen leisten könnten und deshalb höhere Rechnungen hätten.
Im Falle arbeitsloser Schuldner betont Susanne Wolf deutlich, dass entgegen oft bestehender Vorurteile Betroffene „im Regelfall nicht selber Schuld“ an ihrer Lage seien. Eine alleinerziehende Mutter etwa könne nicht arbeiten gehen, solange sie keine Betreuung für ihr Kind habe. Zudem berate Wolf immer öfter Schuldner, die aufgrund psychischer Probleme nicht arbeitsfähig seien. In Herne selbst gebe es auch nicht genügend Arbeitsplätze. „Es ist nicht so, dass die Leute nicht arbeiten wollen. Im Gegenteil: Viele leiden darunter, dass sie keine Arbeit haben.“