Herne. . „Köpi“-Wirtin Karin Buchhold und Metzger Theodor Wenten kritisieren die Falsch-Etikettierung in Großbritannien. Warum beide gerne rheinischen Sauerbraten verkaufen

Der Lebensmittelskandal in Großbritannien schlägt weiterhin hohe Wellen. „100 Prozent Rindfleisch“ stand auf Verpackungen von Fertig-Burgern und Fertig-Lasagne in britischen Supermärkten. In Wirklichkeit enthielten die Produkte Pferdefleisch - die Briten sind zu Recht erzürnt über diesen Betrug. Doch wäre das Entsetzen genauso groß, wenn es um Schweine- oder Geflügel- statt Pferdefleisch ginge? Vermutlich nicht.

Rheinischer Sauerbraten

An Pferdefleisch scheiden sich die gastronomischen Geister. Die einen schätzen es als Delikatesse, die anderen schütteln sich beim Gedanken an Sauerbraten und Pferdefrikadellen. In Herne gibt es für Fans von Pferdefleisch zwei Möglichkeiten: den Pferdemetzger-Stand auf der Cranger Kirmes oder einen Besuch im „Köpi“ am Eickeler Markt. An jedem ersten Donnerstag im Monat gibt es im „Köpi“ echten rheinischen Sauerbraten. Den bereitet Wirtin Karin Buchhold selbst zu. Den Fall von Falsch-Etikettierung in Großbritannien hält sie für skandalös - doch am Verzehr von Pferdefleisch kann sie grundsätzlich nichts Schlechtes finden. „Ich kaufe das Fleisch bei einem sehr guten Händler in Recklinghausen. Da weiß ich genau, wo es herkommt.“ Und weil Karin Buchhold alles frisch zubereite, ist ihr Lokal beim monatlichen Sauerbraten-Essen auch gut besucht. Dass so mancher darüber die Nase rümpft, kann sie nicht verstehen.

Diese Einstellung teilt auch Theodor Benten. Der Pferdemetzger bietet auf der Cranger Kirmes regelmäßig Sauerbraten, Pferdeklopse und Würstchen an. Besonders interessant: Benten ist seit über 40 Jahren im Reitsport aktiv und hat selbst noch zwei Pferde. Sein Vater züchtete erfolgreiche Springpferde. Für ihn sind Pferdesport und Pferdewurst kein Widerspruch: „Ein Pferd ist ein Tier wie jedes andere auch.“ Wer Schweine- und Rindfleisch isst, der könne ebenso gut Pferd essen, meint Benten. „Das Fleisch ist sehr nahrhaft, schmeckt gut und ist gesund.“ Trotzdem macht Benten die Beobachtung, dass die Leute im Revier weniger Pferdefleisch essen als früher. 1999 hat er den Betrieb von seinem Vater übernommen. „Auf der Cranger Kirmes kommen auch viele jüngere Leute und probieren die Produkte.“ An anderen Standorten, zum Beispiel auf Märkten in Gelsenkirchen-Buer oder in Duisburg, verkauft Benten seine Ware hingegen vor allem an ältere Leute. „Einen regelrechten Boom hatten wir, als die Rinderseuche BSE ausbrach. Da sind viele Leute auf Pferdefleisch umgestiegen.“

Natürlich isst Theodor Benten selbst Pferdefleisch. Nur seine eigenen Pferde, die möchte er nicht auf dem Teller haben. „Wenn ich zu Hause ein Kaninchen hätte, würde ich das auch nicht essen wollen.“